Der Welt Dank

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Die Verleumdung war zu allen Zeiten erfinderisch. Dies soll auch einst, so erzählt die Sage, ein vornehmer und reicher Herr von Brig erfahren haben. Dass dieser Herr lange Zeit das Wallis mit Salz soll versehen und damit grosse Summen gesammelt haben; dass er alle Pensionen, Fried- und Gemeingelder der Landschaft an sich gezogen und solches nach Belieben zu seinem Privatinteresse soll verwendet haben; ja dass er sogar soll heimlich Waffen zur Unterjochung des Landes, in seinem Hause angehäuft haben, und noch andere dergleichen Verdächtigungen suchten seine Feinde zu verbreiten und damit das Volk aufzureizen, welches den hohen Günstling des Glückes, den Wohltäter der Kirchen und Klöster, den Vater der Armen mit immer neidischeren und verdächtigeren Blicken betrachtete, bis endlich die harte Verfolgung, die nur Neid und Missgunst anzettelte, über ihn losbrach. Die Gewalttätigkeiten, durch welche er grösstenteils seines Vermögens und aller seiner Ämter und Habschaften beraubt wurde, waren so streng, dass er sich mit seiner Familie nach Domodossola flüchten musste.

Unter anderem soll man ihn auch aufgefordert haben, all sein Geld, das er besitze, auf einem gewissen Nebenaltar in Glis aufzuhäufen und mit darüber gehaltenen Händen den Eid zu schwören, dass sein Geld alles sich da befinde. In dieser Not habe er heimlich zu einem Pater Jesuit seine Zuflucht genommen, wie er doch einen Teil seines Vermögens, ohne sein Gewissen zu verletzen, retten könnte. Dieser gab ihm den klugen Rat, er solle die Hälfte auf den Altar legen und die andere Hälfte unter denselben vergraben; dann könne er, mit darüber gehobenen Händen, mit gutem Gewissen schwören. Diese fromme List hatte ihm glücklich einen Teil seines Vermögens gerettet. Es ist in aller Welt bekannt, dass grosse Verdienste um das Vaterland oft mit Undank vergolten werden. Somit wäre dieser Freiherr nicht der Erste und nicht der Letzte, der so etwas erfahren hätte.

 

Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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