Die Schlittenfahrt

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Jedermann kennt die Freude und die Lust der Knaben, im Winter auf hartem Schnee mit kleinen Schlittchen durch hängende Halden hinab oder, steilere Strassen herunter lustige Fahrten zu machen. Alle Mühe, Arbeit und Schweiss, selbst halbverschlagene Köpfe halten sie nicht ab, die Anhöhen auf's Neue zu gewinnen, um der kurzen Freude des Hinunterfahrens nochmals zu geniessen. Nicht selten gesellen sich sogar Mädchen zu ihnen, welche schnelles Fahren eben auch nicht verschmähen. Solche Kinderspiele sind oft nicht ohne Gefahr für die jungen Glieder der unbehutsamen Schlittenfahrer. Die Hl. Schutzengel mögen manchmal vollauf zu tun haben, um ihre Schutzbefohlenen durch Unbesonnenheit nicht Schaden leiden zu lassen.

Eine traurige Ausnahme erzählt auch hier eine Sage. — In der Gemeinde Eisten, Pfarrei Stalden, liegt der Bergweiler Schweiben hoch in schroffen Bergabhängen auf einem vorspringenden Felsengebirge, das fast ringsum schreckliche Abgründe abschliessen. Die guten Leute haben einen drei Stunden langen Weg zur Pfarrkirche nach Stalden, der, besonders im Winter, sehr mühsam und gefährlich ist. Dennoch unterlassen sie den Kirchgang nur zur grössten Not.

Als an einem schönen Wintertage bei solcher Gelegenheit nur halberwachsene Kinder zu Hause blieben, wollten sich einige derselben auch mit Schlittenfahren ergötzen. Die Eltern würden das an diesem so gefährlichen Orte nie zugegeben haben. Auch fanden die Kinder keine Schlitten, nahmen aber eine grosse Muolte (Holzbecken), setzten sich darin und vollzogen ihre beabsichtigten Fahrten. Das Ding ging anfangs sehr gut; aber bald ebnete die Muolte ihre Wege immer besser, fuhr immer schneller und gewann bald solche Kraft, dass sie, über das Ziel hinausgetrieben, ihre unbesonnene, um Hülfe laut aufschreiende Ladung rettungslos in den schrecklichen Abgrund führte. Es starben da sieben Kinder, deren Leichname, in Stücke zerrissen, mühsam gesammelt und in einem Sarge zu Grabe getragen wurden. — Wer den Ort sieht, kann's glauben.

 

Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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