Der Teufelsschuss

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

In der Sage ist erzählt worden, wie Satan als Tourist das Lötschental verlassend — er mag nicht gar gut bewirtetet worden sein — etwas unwirsch auf das Risihorn hinaufkletterte, von dem er den ersten Schritt hinab in die Belalpe machte, den zweiten auf's Hochgebirg im Nessel und von da auf's Glishorn sprang. In der Belalpe setzte er seinen Fuss auf einen Stein am Ufer des Kelchbaches und drückte demselben die Male seines Fusses ein, die noch gesehen werden und Teufelstritt heissen. — Der Schreiber dieses hat die kleine, nun ziemlich verwitterte Vertiefung, wie sie ungefähr ein Menschenfuss hätte eindrücken können, mitten auf einem nicht gar grossen Steine auch in Betracht gezogen.

Obige Sage erzählt nicht weiter, was Satan auf dem Glishorn begonnen, dem er durch seinen Kraftsprung eine gefährliche Spalte beibrachte. — Das ist nun hier nachzutragen.

Es war eben drei Uhr nachmittags, als der langbeinige Tourist seinen Fuss auf's Glishorn setzte. Sieh! da traf das altfromme Vespergeläute aus dem Kirchturme von Naters sein Ohr. Schnell wandte er sich um, zu erspähen den verhassten Glockenklang. Der Kirchturm von Naters, dem die lieblichen Töne entflossen, konnte seinem Adlerblicke nicht entgehen. Von Zorn erglühte sein Antlitz; er griff schnell nach seinem Bogen — das Pulver war noch nicht erfunden — lud aus seinem Köcher ein verderbenbringendes Geschoss und schnellte dasselbe ins Tal hinab. Natürlich galt es den Glocken im Kirchturme zu Naters. — Doch der Schuss ging total fehl; in seiner übereilenden Hitze hatte er nicht gut gezielt. Möglich auch, dass die guten Jesuiten, die so manchen Fehlschuss der Aufgeklärten verantworten müssen, sein Zielerauge blendeten; denn er musste über deren Residenz in Brig hinwegschiessen. Ein Felsen in der Schratt ob Naters zeigt das viereckige Loch noch heute, das sein Geschoss eingeschlagen.

Dieses Loch, ob dem Bethäuslein an der Bergstrasse in der Schratt zu finden, scheint übrigens von Menschenhänden in harten Felsen eingeschnitten. Einige glauben, es sei zur Zeit, als das Wallis ein See war, oder der Genfersee den Fuss der Furka beleckte, gemacht worden, um Schiffe anzubinden, indem in ungefähr gleicher Höhe noch jetzt im Osten des Hegdorns ein in Felsen festgesetzter Eisenring zu finden sei, der den gleichen Zweck mag gehabt haben. Diesen Eisenring hat der Schreiber dieses nicht aufgesucht obschon es interessant wäre, von der Wahrheit dieser Angabe überwiesen zu sein.

 

Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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