Der Marksteinsetzer vom Ottisberg

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Ein Bauer von Ottisberg wollte im letzten Jahrhundert seinen Besitz auf ungerechte Weise vergrössern. Zu diesem Zwecke schlich er in einer stark finstern Nacht hinaus aufs Feld und setzte den Markstein einige Fuss weiter in das Feld seines Nachbars. Doch dieser ungerechte Gewinn sollte dem Bauern kein Glück bringen. Bald danach fiel er in eine heftige Krankheit und starb unvermutet schnell, ohne sein Unrecht wieder gutgemacht zu haben. Die Seele des Betrügers fand deswegen im Grabe keine Ruhe. In kalten Dezembernächten muss sein Geist unstet umherirren. Mit einem zentnerschweren Markstein auf dem Rücken wandelt der Verblichene herum und sucht den richtigen Grenzpunkt, wo der Stein hingehört. Er packt den Stein mit riesigen Feuerzangen und bringt ihn so an die frühere Stelle. Diesen Gang muss der Geist so oftmals wiederholen, bis ihn ein barmherziger Mensch erlöst. Dem Beherzten ruft der Nachtwandler die Frage zu: «Wohin soll ich den Stein hintun?» Darauf soll der Angerufene als richtige Antwort sagen: «Tue den Stein dorthin, wo du ihn einst gestohlen hast.» Diese Antwort bringt dem Geist Erlösung. Aber solch wagemutige Naturen finden sich selten; denn es ist nicht eines jeden Sache, mit Geistern umzugehen.

 

Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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