Fahnenflucht Bürgermeister Bruns

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Fahnenflucht Bürgermeister Bruns

Es war in den Wirren nach der Brunschen Staatsumwälzung. Die Zürcher waren ausgerückt nach Baden und hatten dort die Bäder verbrannt. Dann zogen sie gegen Dättwil. Sie wurden aber in jener bergigen Gegend vomHerzog von Österreich eingeschlossen, und die Zürcher bemerkten reichlich spät, dass sie einer grossen Übermacht gegenüberstanden.

Als nun Bürgermeister und Hauptmann Rudolf Brun diesen mächtigen Zug des Herzogs sah, befiel ihn die Furcht, und er sprach zu seinem Knecht: „Mit unserer Sache ist es nichts, wir werden all erschlagen; gefiele es dir so wohl wie mir, so wollten wir still davonreiten. Komme ich davon, getraue ich mir wohl, die Stadt Zürich zu halten; bleibe ich aber, so ist die Stadt mit dem Volk verloren!“ Also folgte ihm der Knecht, und sie kamen auf die Feste Schönenwerd ob Dietikon.

Währenddessen sah Bannerherr Stucki, wie sich der Feind rüstete, bedachte die böse Lage und berief noch andere Räte zu sich. Sie wussten nicht, was sie tun sollten, denn sie fürchteten, dass der Schreck unter die Leute fahre, wenn sie hörten, dass der Hauptmann geflohen sei. Ein Maness ermannte sich und redete zu den Leuten also: „Liebe, fromme Leute, es ist uns Botschaft überbracht worden, dass die Stadt Zuzug schickt, weil man dort gehört hat, dass derHerzog mit grosser Macht herangezogen ist. Deshalb haben wir unseren Hauptmann, den Bürgermeister, dem Hilfsvolk entgegengeschickt, dass er uns eilends Entsatz bringe. Die anwesenden Führer haben mich darum als Hauptmann angenommen. Haltet euch als fromme Leute, seid mir gehorsam, so wollen wir uns an diesem Tag des Feindes wohl erwehren; ungeschlagen werden wir nicht von hinnen kommen!“

Die Rede gefiel den Kriegern wohl, und sie schwuren dem Maness Gehorsam. Bald begann der Kampf, der sehr ungleich war. Denn des Herzogs Heer zählte 4000 Mann zu Ross und zu Fuss, während die Zürcher Mannschaft nur 1500 Kriegsleute aufwies. Die Schlacht dauerte bereits drei Stunden, als die Nacht hereinbrach. Da erschien ungeahnt wirklich ein Zuzug zum zürcherischen Heerhaufen. Es waren die Leute vom See, die erst in Zürich eingetroffen waren, als das Banner schon ausgerückt war. Als der Feind das Feldgeschrei der frisch Angerückten „Hie Zürich!“ vernahm, verliess ihn der Mut und er machte kehrt. So hatten die Zürcher mit Hilfe der lieben Heiligen Sankt Felix und Regula und Exuperantius den Sieg behalten.

Nachdem diese Not beseitigt wat, beschuldigte man den Hauptmann der Fahnenflucht. Er liess aber der Gemeinde durch einen Boten vortragen, dass ihm die Gewalt nicht nur über die militärischen Angelegenheiten, sondern auch über die Stadt im allgemeinen gegeben sie. Er wüsste wohl, dass jene, die ihn der Flucht bezichtigten, Feinde seien, die, sobald sie ihn von der Gewalt und aus der Stadt brächten, die Zünfte wieder abschaffen würden.

Als die Gemeinde dies vernommen hatte, holte das Volk ihn mit dem Stadtbanner in Schönenwerd ab und führte ihn wider der Räte Willen nach Zürich, wo er bis zu seinem Ende Bürgermeister sein musste.


Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
Nach Brennwald I, 351f.,, ins Neuhochdeutsche übertragen und gekürzt.
In der Chronik der Stadt Zürich S. 58 wird das Gefecht bei Dättwil ohne Erwähnung Bruns berichtet.

 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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