Den Betruf unterlassen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Zu Oberkäsern im Maderanertal unterliess ein leichtsinniger Senn aus Mutwillen den allabendlichen Betruf. Am nächsten Morgen erblickten die Älpler das sämtliche Vieh droben in den fast unzugänglichen Felsenhöhlen, die man »Rabenlöcher« nennt. Da rief der Geist hinunter: »Sol-i's los-lah?« Der Küher aber antwortete: »Tüe's wo'ss gnu hesch!« Da waren die Kühe auch schon drunten am sichern Ort. Klug war die Antwort des Älplers. Hätte er gerufen: »So lach's los«, dann hätte der Geist das Vieh einfach losgelassen, und es wäre durch die steilen Felsen hinunter zu Tode gefallen.

Ein anderes Mal verschwanden die Tiere auf unerklärliche Weise während der finstern Nacht, nachdem sie am Abend noch wildbrüllend und schellend in der Alp herumgestürmt waren. Als die Älpler am Morgen melken wollten, war kein Haupt zu sehen. Doch bald hörten sie in der Ferne das Geläute der Herdenglocken; es kam immer näher und näher; die Herde betrat allmählich wieder den Boden der Alp: doch siehe, die Kühe brachten Strassenstaub am Bauch und Kornähren zwischen den Klauen.

Ähnliches trug sich daselbst auch zu, wenn man zwar zu beten gerufen, aber mutwillige oder gar schmutzige, zotenhafte oder gottlose Reden geführt hatte.

»Jä, uff dän-Alpä-n-erlydet's äbä nitt vill. Das het scho ysärä Vatter mängs dutzedmal g'säit; är hed-is äu das G'schichtli v'rzellt vo dem Hirt, wo z'Alpgnof het miëssä wandlä.«

Franz Epp

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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