Das Franzosengrab

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

1. Bei der St. Antoni-Kapelle zu Bristen war zur Franzosenzeit ein Franzose erschossen oder erschlagen und sein Leichnam an Ort und Stelle verscharrt worden. Da geschah es später, dass die Leiche eines Tages auf der blanken Erde offen dalag. Man vergrub sie, aber am dritten Tage lag sie wieder auf der Oberfläche. So ging es längere Zeit; so oft man sie mit Erde bedeckte, ebenso oft lag sie jeweilen am dritten Tage wieder auf der Oberfläche; es nützte nichts, dass man das Grab sogar mit einem Baumstamm belastete. Da gingen die Leute zu einem Geistlichen und fragten um Rat. Dieser sagte, die Leiche verlange einen geweihten Winkel. Jetzt begrub man sie auf dem Friedhof zu Silenen, und dort hatte sie Ruhe.

Franz Epp

»D'r Lybb trachtet uff ds Gwycht wië d'Seel i dä Himel,« sagt man in Ursern.

2. Auf dem »lägädä Wald« ob Amsteg soll sich ein Franzosengrab befinden.

Wenn allemal der Heirijosi von Frentschenberg dorthin ging, um Streue zu sammeln, führte ihn sein Pfad dicht an diesem Grabe vorbei, und jedesmal ragte da ein Knochen aus dem Boden heraus. Schon oft hatte er denselben in das Erdreich zurückgestossen, aber es nützte nichts, das nächste Mal guckte der Knochen wieder ebenso hoch empor. Da suchte der Heirijosi endlich den Ortspfarrer auf, und der sagte, er solle dem Knochen ein Skapulier anlegen, dabei fünf Vater Unser und Ave Maria beten und ihn dann mit Erde bedecken. So machte er es, und seitdem liess sich der Knochen nicht mehr blicken.

3. Auch auf der Brügeren, auf dem Punkte, wo sich die Wege vom Flüeli und von Amsteg her treffen, sollen zwei Franzosengräber liegen. Meine Erzählerin aber, eine 85jährige Frau von Amsteg, meint, es möchten da ihrer zwei Kaiserliche begraben sein, denn die Franzosen seien auf der Seite des Bristenstockes gegen St. Antoni und Bristen hinaufgedrungen und hätten von dort auf die Seite von Frentschenberg hinübergefeuert.

Frau Walker-Furger, 85 J. alt, Amsteg

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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