Hufeisen und Mädchenzopf in der Wallfahrtskapelle

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

a) Unter den Gelübdezeichen in der Vorhalle der Wallfahrtskapelle im Riedertal zu Bürglen sieht man ein Hufeisen, an das sich mehrere Sagen knüpfen.

Ein armer Dorfschmied begegnete eines Tages einem flotten Reiter. Der Reitersmann redet den Schmied an und sagt: »Du sollst in Zukunft Geld genug haben, wenn du mir das Ding überlässest, welches du bei deiner Rückkehr ins Haus hinter der Stüblitüre findest.« Der arme Mann ahnte nichts Böses und schlug ein. Nach seiner Heimkehr fand er hinter der Stüblitüre ein hübsches Mädchen, das die Mutter unterdessen aus dem Riedertal geholt hatte. Der Schmied kratzte jetzt freilich hinter den Ohren, zog aber das Mädchen auf und dachte schliesslich nicht mehr an sein gemachtes Versprechen. Als das Mädchen zur holden Jungfrau herangewachsen war, kam der Reitersmann auf einmal wieder und verlangte dieselbe für sich, wie er mit dem Schmied abgemacht hatte. Alles Sträuben half nichts, und der Reiter zog mit der Jungfrau fort. Nach einiger Zeit kam der Reitersmann ins Dorf geritten, und da sein Ross ein Hufeisen verloren hatte, liess er dasselbe beim Schmied beschlagen. »Machs gut«, sagte er, »ich habe unter dessen Geschäfte zu besorgen, in einer Stunde bin ich wieder zurück.« Als der Schmied dem Ross das Eisen aufschlagen wollte, fing dasselbe zu reden an und sagte: »Vater, mach nicht so grob; ich bin dein Kind, das du dem Bösen verschachert hast. Für mich gibts nur eine Rettung – eine Wallfahrt ins Riedertal kann mich erlösen.« Sofort schwang sich der Vater auf das Pferd und sprengte im Galopp dem Riedertal zu. Der Böse schnurstracks ihnen nach. Als das Pferd mit den Vorderfüssen in die Vorhalle der Kapelle sprang, hatte der Böse die beiden erreicht, aber zu spät. Er fand nur mehr Zeit, das Pferd am Hufeisen des Hinterfusses zu fassen. Die Jungfrau war erlöst, und der Teufel warf das Hufeisen, das er dem Pferde abgerissen, im Zorn in die Vorhalle der Kapelle hinein.

b) Nach einer andern Darstellung fasste der Teufel das Pferd an der Mähne und siehe! er hatte einen Weiberzopf in der Hand. Der Zopf wurde in der Kapelle aufgehängt, und bis vor wenigen Jahren war er dort noch zu sehen.

c) Als der Schmied über die Sprache des Rosses, das sich als seine Tochter zu erkennen gab, erschrak, kam die Mutter Gottes und sagte: »Fahr ab, fahr ab! wenn du mit dem Rosse mein Haus im Riedertal erreichst, bevor dich der Satan einholt, ist sie gerettet!« Sofort schwang etc . ...

Ambros Gisler

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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