Ita von Unspunnen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Im 12. Jahrhundert lebte auf der Burg Unspunnen bei Interlaken ein mächtiger Herr namens Burkhard mit seiner Gemahlin und einer einzigen, wunderschönen Tochter, Ita. Unspunnen gehörte zum Lande Burgund, über welches die Kaiser des heiligen römischen, oder deutschen Reiches ihre Hand geschlagen hatten. Da sie Burgund nicht selbst regieren konnten, sandten sie ihre Statthalter oder Rektoren. Als solche amteten während einigen Jahrhunderten die Herzoge von Zähringen. Die burgundischen Barone aber waren der deutschen Herrschaft stetsfort abhold und trachteten darnach, dieses Joch gelegentlich wieder vom Nacken zu schütteln.

Als die Empörung unter Herzog Berchtold dem fünften aufs Neue emporloderte, war Burkhard unter den Unbotmässigen einer derjenigen, welche den Widerstand am längsten und hartnäckigsten unterstützten, trotzdem er ehemals des Herzogs Freund gewesen war. Diesen Widerstand zu brechen, zog daher Berchtold von Zähringen mit Heeresmacht in das Oberland. Am stillen Donnertag wurden die letzten Scharen der Aufständischen im Tal von Grindelwald geschlagen.

Während Freiherr Burkhard mit seinen Waffengenossen und Untertanen dort um die Freiheit kämpfte, hatte Walter von Wadiswil, ein Getreuer des Herzogs, des Freiherrn von Unspunnen Tochter Ita im Schlosse kennen gelernt. Rasch war sein Herz für sie entflammt, auch fand er Gegenliebe bei ihr. Da er aber nicht hoffen konnte, je des Vaters Jawort zu erhalten, entführte er rasch entschlossen das Fräulein und liess sich mit ihr vermählen. Der Freiherr verstiess daher sein einzig Kind und zog sich hernach in Gram und Groll von aller Welt abgekehrt auf sein Schloss Unspunnen zurück, wo ihn hinfort kaum einer seiner Untertanen je zu Gesichte bekam.

Jahre vergingen. Der Freiherr sah seine Gemahlin, die letzte Trösterin seiner alten Tage, ins Grab sinken. Noch einsamer ward es daher hinfort um ihn. Da kehrten eines Tages zwei Pilgrime auf seiner stillen Burg ein. Unter den alten Linden des Schlosshofes liess er ihnen ein Mahl darreichen. Durch ihre Gegenwart, ihre Gespräche aufgeheitert, trinkt er ihnen selbst Gesundheit zu. Als ihn aber die Fremdlinge eindringlich bitten, ihnen den Kummer zu nennen, der auf seinem Angesicht schrieben stehe, vertraut er ihnen die Leiden und Bitternisse seines Lebens an. Als er kaum geendet, werfen jene plötzlich ihre dunklen Mäntel und falschen Bärte ab. Vor Burkhard standen ein Jüngling, es war Rudolf der Sohn Itas und Enkel des Unspunners, sowie Herzog Berchtold. Mochte auch der Freiherr zögern, die dargebotene Hand des Herzogs zu neuer Freundschaft zu ergreifen, dem stürmischen Drängen seines eigenen Blutes, den Bitten seines Enkels vermochte er nicht zu widerstehen. In gleicher Nacht noch versöhnte sich der Herr von Unspunnen mit seinem vormaligen bittersten Feinde. Zur Feier dieser schönen Stunde lud er dann auf den folgenden Tag die Hirten des Tales zum frohen Feste ein. Auf seinen Wunsch ward dieses Freudenfest alljährlich wieder gefeiert und es ist dadurch die Erinnerung an die Versöhnung zu Unspunnen bis auf den heutigen Tag lebendig geblieben.

Quelle: Hermann Hartmann, Sagen aus dem Berner Oberland. Nach schriftlichen und mündlichen Quellen, Interlaken 1910. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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