Die Komödie

Land: Schweiz
Kategorie: Schwank

Einmal musste ein Bauer am Sonntag das Haus hüten, während die andern in der Messe waren. Er nahm seine Pfeife und ging vor das Haus, um auszuruhen.

Da sah er drei Studenten daherkommen. Der Mann rief sie herbei und sagte, sie sollten in der Stube ein wenig Platz nehmen. Alle drei gingen, ohne sich lange bitten zu lassen, in die Stube, sie nahmen ihre Pfeifen hervor und rauchten ebenfalls. Bald ging einer der Studenten in die Küche, um seine Pfeife anzuzünden. Als er zurück war, fragte der Hausherr, was sie sonst noch arbeiten würden. Sie antworteten, sie seien Schauspieler. Der Bauer sagte: «O dann könntet ihr eine Komödie aufführen und mich zuschauen lassen; dies habe ich noch nie gesehen und würde sehr gern dabeisein.» Die Studenten sagten, sie würden das schon machen, doch er müsse mithelfen, sonst könnten sie es nicht. Dem Bauern war das sehr recht. Da sagten sie, er müsse einige alte Kleider bringen. Auf der Stelle war der Mann mit einem grossen Haufen Lumpen da. Die Studenten steckten den Bauern in diese Lumpen, setzten ihm einen Dreispitz aufund hiessen ihn, in einen Sessel auf dem Tisch zu sitzen. Dann verboten sie ihm zu sprechen, bis sie kämen, sonst sei die Komödie aus, sie müssten auch noch in ein anderes Haus wegen der Kleider, die sie dort in einer Kiste gelassen hätten.

Nun gingen die Studenten in die Küche, holten den Speck aus dem Kamin herunter und flohen so schnell sie konnten. Der Bauer sass lange auf dem Tisch und wunderte sich, dass sie so lange wegblieben.

Jetzt kam die Köchin aus der Messe zurück, um das Mittagessen zu kochen. Sie erschrak furchtbar, als sie den Meister in diesem Zustand sah. Sie fragte ihn, was er habe, doch er gab keine Antwort. Sie fragte nochmals, was ihm fehle, da erhob er seine Hand und machte ein finsteres Gesicht. Jetzt kam einer nach dem andern nach Hause. Niemand wusste, wie sie den Hausvater zum Sprechen bringen könnten. Da sagte einer von seinen Leuten: «Wir müssen den Kaplan holen und ihn aus dem Gebetbuch lesen lassen, so wird es vielleicht besser.»

Sie holten den Kaplan, der las und las, doch der Hausvater sagte gar nichts und deutete mit der Hand, sie sollten ihn in Ruhe lassen. Der Kaplan sagte, da könne er nicht helfen; sie müssten den Pfarrer holen. Einer von den Hausleuten rannte schnell zum Pfarrer und der kam sogleich. Er fing an zu lesen und las und las, doch der Mann sagte immer noch nichts und machte ein finsteres Gesicht.

Da sagte seine Frau zur Köchin, sie solle in die Küche gehen und dem Pfarrer ein wenig Suppe bringen. Die Magd ging hinaus, und als sie die Suppe aus dem Hafen schöpfen wollte, da sah sie, dass alles Fleisch weg war. Sie liess die Suppe, wo sie war, rannte in die Stube und rief: «Der ganze Speck ist weg!» Als der auf dem Tisch das hörte, sprang er herunter und sagte: «Jetzt ist die Komödie aus!»

 

Aus: Die drei Winde, Rätoromanische Märchen aus der Surselva, Caspar Decurtins/Ursula Brunold-Bigler, Desertina Verlag, Chur 2002. © Ursula Brunold-Bigler.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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