Der Spielmann

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

In der Nähe von Wiedenbrunnen bei Oberems sieht man noch die Ruine eines alten Hauses, worin einst ein Spielmann mit seiner Familie wohnte. Lustig und fröhlich, wie er stets war, soll er eines Tages zu seinen Leuten gesagt haben: «Rufet mir den Seelsorger in Leuk, ich will beichten; denn mein Lebensende ist gekommen.» Seine Leute hielten dies für einen Scherz, da der Vater ja noch ganz rüstig und gesund war; und zudem tobte draussen ein solch stürmisches Winterwetter, dass man kaum die Türe zu öffnen wagte. Der Vater aber bestand darauf, und die Söhne machten sich auf den Weg.

Beim Pfarrer in Leuk angekommen, setzten sie ihm die Sachlage auseinander. «Bei solch stürmischem Wetter!» entgegnete der Pfarrer. «Wenn’s grad sein müsste, aber der Mann ist ja nicht ernstlich krank. Morgen wird das Wetter wohl besser sein.»

Doch die Söhne beharrten auf ihrem Begehren. Der Pfarrer sah die Verantwortung seines Amtes ein und begab sich noch in derselben Nacht mit seiner Begleitschaft auf den Weg.

Endlich kamen sie nach unsäglichen Strapazen beim Hause des Spielmanns an. Sie traten ein und fanden ihn sitzend am Tische, gesund und munter, seinem Musikinstrumente wundervolle Töne entlockend. Der Seelsorger gab ihm einen leisen Verweis, dass er, rüstig und gesund, ihn bei solch stürmischem Wetter mit dem Allerheiligsten habe heraufkommen lassen. Der Spielmann antwortete: «Ich bin wohl noch rüstig und gesund; allein ich befinde mich am Ende meines Lebens. Ich wünsche die heiligen Sakramente zu empfangen.» Der Priester spendete sie ihm. Kaum hatte sich alsdann der Pfarrer vom Hause etwas entfernt, da fiel der Spielmann in die letzten Züge und schied aus dieser Welt. Als der Pfarrer den schnellen Hingang des Spielmanns in die Ewigkeit vernahm, fand er sich veranlasst, beim hochwürdigen Bischof zu bewirken, dass in Ems eine Pfarrei gegründet werde. Diesem Begehren wurde dann auch entsprochen.

EMS

Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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