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Märchen sind grausam -- und somit immer wieder eine Herausforderung für Illustratoren. Dies gilt besonders für die Hausmärchen der Gebrüder Grimm, die schon ganze Generationen von Zeichnern zu immer wieder neuen Lösungen inspirierten. Wie man sich dem Thema nähern kann, illustriert etwa das im Herbst 2001 neu erschienene Bilderbuch zu Hänsel und Gretel des Nord-Süd Verlags, für das Dorothée Duntze einen eher traditionellen, magisch-realistischen Weg gewählt hat. Manches Bild mit der grausamen Hexe wirkt deshalb etwas fürchterlich. Trotzdem: Die Farbenpracht und der geheimnisvolle Zauber von Duntzes Bildern sind in jedem Fall dem Märchen adäquat.

Für ängstliche Kinder -- und natürlich auch alle anderen! -- hat sich Imke Sönnichsen Frau Holle der Gebrüder Grimm zugewandt und der Geschichte um das am Ende glückliche Aschenputtel und seine im wahrsten Sinn vom Pech verfolgte Schwester durch die witzigen, freundlichen Zeichnungen durchaus neue Aspekte abgewonnen. Da purzeln die Figuren, da fallen die vom Baum geschüttelten Äpfel saftig über die Seiten, da glänzt das Gold, da tropft das Pech, da wirbeln die Perspektiven gar lustig durcheinander. Kein magischer Realismus wie bei Duntze, sondern eine fröhlich-bunte, eben "märchenhafte" Bilderwelt. Das wirkt alles so jung und frisch und unbeschwert und luftig-federleicht wie Frau Holles berühmte ausgeschüttete Schneeflock-Daunen. Und auch Frau Holle ist bei Sönnichsen eine freundliche, gemütlich und sympathisch lächelnde Oma wie von nebenan.

Kurzum: Gemeinsam mit Als der Lange seine gute Laune verlor ist Frau Holle Sönnichsens bisher schönstes Bilderbuch. Nichts für Kinder, die das Fürchten lernen wollen; aber für alle anderen umso mehr. --Thomas Köster

Frau Holle