Hinter den Dörfern des mittleren Gäus führte früher eine Strasse. Auf dieser transportierte ein Fuhrmann aus Kestenholz seine Fuhren. Einmal hielt er mit seinem schwerbeladenen Wagen vor einem Wirtshaus an, um einen Schoppen zu trinken. Drinnen sass ein Mann auf der Ofenbank. Nach einer Weile bezahlte der Fuhrmann seinen Schoppen und ging hinaus. Als er mit dem Wagen anfahren wollte, brachten die Rosse den Wagen nicht vom Fleck. Der Fuhrmann wusste sogleich, wieviel es geschlagen hatte, ging in die Wirtsstube und fuhr den Mann auf der Ofenbank drohend an: «Willst du mich nun fahren lassen, oder nicht?» Der Mann sagte: «Mit dir hab ich nichts zu schaffen, fahr nur.» Als der Fuhrmann draussen die Pferde wieder antreiben wollte, war's wie zuvor. Da stieg dem Fuhrmann die Galle hoch, er rannte in die Wirtsstube und ging mit den Fäusten auf den Mann auf der Ofenbank los: «Ich rat dir zum letzten Mal», sagte er, «lass mich endlich fahren, sonst zeig' ich dir den Meister!»
Da sagte der Mann auf der Ofenbank noch einmal: «Fahr nur zu. Mit dir hab ich nichts!» Der Fuhrmann ging hinaus, aber auch dieses Mal brachte er den Wagen nicht vom Fleck. Da nahm er sein Messer und stach es dem Sattelross hinter dem Kummet in den Leib. Im gleichen Augenblick fiel der Mann in der Wirtsstube tot von der Ofenbank. Erst jetzt konnte der Fuhrmann davonfahren.
Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch