S'isch einisch e Chünig gstorbe ; si Frau und zweu Chind sind no am Läbe blibe, es Meiteli und es Büebli. Do hend si einisch d'Mueter gfrogt, weles von ene das einisch mües Chünig wärde. Do seit si zue-n-ene: „Liebi Chind, gönd jetz zäme i Wald use und sueched das Blüemnli, wo-n-ech do zeige und das, wo's von ech z'erst sindt, das mues einisch Chünig wärde."
Do sind die Zweu zäme gange, und im Wald sind si bim Sueche e chli usenand cho, und s'Meiteli het s'Blüemli -z'erst gfunde. Do denkt's, es well sim Brüderli non-e chli warte, und lit nabem Wald i Schatte, nimmt s'Blüemli i d'Hand und schloft i Gotts Namen i. Derwile chunnt s'Büebli au a das Oertli, aber s'Blüemli het er nonig gfunde gha; won er's do aber im Händli vo sim Schwösterli gseh het, so chunnt em öppis Schröckligs z'Sinn : „J will mis Schwösterli ermorde und em s'Blüemli neh und hei goh mit, und dänn wird i Chünig."
Denkt und tho. Er het's tödt und im Wald verscharret und Härd drüber deckt, und kei Mönsch het nüt dervo gwüßt. No mangem Johr isch e Hirtebüebli dert uf der Weid gsi mit de Schöflene und sindt es Todtebeindli am Bode vo dem Meiteli ; do macht er e paar Löchli dri wie am ene Flötli, und blost dri.
Do het das Beindli gar erschröckli trurig afoh singe die ganz Gschicht, wie s'Meiteli vom Brüdeili umbracht worden isch : me hätt möge die häle Träne briegge, we me das Lied ghört het. Do goht einisch, wo das Büebli so gflötet het, e Ritter dert verbi; dä het em das Flötli abgchauft und isch dermit im Land ume zoge und het an allen Orte uf dem Beindli gspielt. Einisch het do au die alti Chünigi dem Ritter zueglost und isch ganz trurig worde und het der Sohn abem Thron gstoße und bbriegget ihrer Läbtig.
Quelle: Sutermeister, Otto: Kinder- und Hausmärchen aus der Schweiz
Aargau. (Der Wanderer in der Schweiz 1835, S. 200.)
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.