Eines Sonntags stand der Ritter Hans Jeuch in einem ihm gehörenden Hause in der Clus genannt, am Fenster, und schaute gegen Schlapin hinauf. Da sah er die Montavoner in hellen Haufen das Tobel herabkommen. Schnell legte er seinen Leder- Harnisch an, bestieg seinen Schimmel, dem er noch in der Eile eine »Gelte« (Holzgeschirr 8-10 Mass haltend) Wein zu saufen gab, und stürmte vor die Kirche hin, denn es war eben Alles in die Predigt gegangen. Dort gab er Zeugnis des Gesehenen und ebenso schnell waren die Closterser bei der Hand, zur Wehre zu stehen.
Es nahm aber Jeder die Waffe mit, die er am Ehesten erwischen konnte. Dann sprengte Jeuch rasend den Montavonern entgegen, nachdem er den ihm folgenden Clostersern zugerufen: »Niedermachen will ich Euch g'nug, nur lasset mir Keinen wieder aufstehen.« So durchbrach er die Haufen der Montavoner, die sowohl die scharfe Schneide seines Schwertes, als den Huf seines grimmen Schimmels zu fürchten hatten. Er mähte ganze Reihen nieder, und was er niedermähete, »zetteten« die Closterser, d.h. sie liessen Keinen wieder aufstehen. So kam ein Teil der Montavoner durch das Schwert des Jeuch um, der andere Teil flüchtete das Tobel aufwärts, wieder heim zu.
Auf dem Rückwege rasteten die Closterser, auf einer Wiese im Dörfli.Dort öffnete Jeuch seinen Leder-Harnisch, und siehe da, - es fielen eine Menge Flintenkugeln zu Boden. Er war halt kugelfest. Drei Tage lang floss der Schlapiner-Bach rot, so hatte das Schwert Jeuchs seine Schärfe bewiesen, und so hart war das Treffen gewesen.
Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.