Du da an meinem Tor

Land: Jemen
Kategorie: Novelle

Ein Scheich hatte einmal einen schönen Sohn und vermachte ihm all seinen Reichtum und die Ehre seines Namens. Doch nicht lange nach dem Tod des Vaters verlor der Sohn das meiste der Besitztümer an falsche Freunde. Was ihm nämlich wirklich fehlte, war jemand an seiner Seite, der ihn um seiner selbst liebte. Nun lebte aber nicht weit vom Land seines Vaters entfernt ein anderer Scheich. Dieser hatte sieben Söhne und eine einzige, wunderschöne Tochter. Viele Männer wollten sie zur Frau haben, doch ihr Vater wies alle ab, es schien, als wollte er sie für immer bei sich behalten. Auch der junge Mann hörte von diesem wunderschönen Mädchen, und so wanderte er in ihr Land, um sie einmal zu sehen.  Das Mädchen ging, wie alle anderen Mädchen, jeden Abend zum Brunnen. Dort traf sie sich mit ihren Freundinnen, um zu plaudern. Doch an einem Abend stand am Brunnen ein schöner junger Mann. Die beiden schauten sich in die Augen und es war um sie geschehen. Das Mädchen wusste, dass es keinen Tag mehr ohne den jungen Mann verbringen wollte, und der junge Mann erkannte, dass das Mädchen die Liebe seines Lebens war. Aber beide wussten auch, dass der Vater des Mädchens seine Tochter nicht hergeben wollte. Schweigend schauten sie sich an, dann lächelten sie und ohne ein Wort zu sprechen, wussten sie, dass sie einen Weg finden würden, um zueinander zu kommen.
Am folgenden Tag verkleidete sich der junge Mann als Bettler, stellte sich vor das Haus des Scheichs und rief:

«Oh Mädchen, arm bin ich,
gehe von Tür zu Tür,
doch ich brenne vor Leidenschaft für dich,
öffne mir das Tor!»

Die junge Frau trat auf die Terrasse des Hauses, blickte verschmitzt hinunter und rief:

«Du da, an meinem Tor,
willst du nur reden, dann geh fort,
doch willst du mehr, komm herein,
lass dich verführen, wir wollen beisammen sein.»

Der Scheich und seine Söhne hörten, was das Mädchen sang. Was für eine Schande! «Jetzt will niemand sie mehr heiraten!», riefen sie. «Der Bettler muss sie nehmen!» Sie riefen den Bettler ins Haus und erklärten: «Nach diesen Sprüchen will kein anderer unsere Schwester mehr haben. Du musst sie nehmen!» Der Bettler war einverstanden und versprach, am nächsten Tag wiederzukommen.

Am folgenden Morgen erschien der junge Mann schön gekleidet, liess sich zum Scheich bringen und bat darum, die Tochter zu heiraten. «Das geht nun nicht mehr», rief der Scheich klagend, «ich musste sie einem Bettler versprechen.»

«Ich war dieser Bettler,», sagte der junge Mann, «und ich liebe deine Tochter über alles.» Nun trat auch das Mädchen hervor und der Scheich, erfreut über die glückliche Wendung, willigte voller Freude in die Heirat ein. Da wurde ein prächtiges Fest gefeiert, die beiden zogen in das Land des jungen Mannes und lebten noch lange in Glück und Wohlstand. Ihre Söhne, Töchter, Enkel und Urenkel aber leben noch heute.

Märchen aus dem Jemen, Fassung Djamila Jaenike, nach:  W. Daum, Märchen aus dem Jemen, Köln 1983, © Mutabor Märchenstiftung

You there at my gate

A sheikh once had a beautiful son and bequeathed him all his wealth and the honour of his name. But not long after his father's death, the son lost most of his possessions to false friends. What he really lacked was someone at his side who loved him for himself. However, another sheikh lived not far from his father's land. He had seven sons and a single, beautiful daughter. Many men wanted her as their wife, but her father rejected them all, as if he wanted to keep her with him forever. The young man also heard about this beautiful girl, so he travelled to her country to see her.  Like all the other girls, the girl went to the fountain every evening. There she met up with her friends to chat. But one evening, there was a handsome young man at the fountain. The two of them looked into each other's eyes and she was in love. The girl knew that she didn't want to spend another day without the young man, and the young man realised that the girl was the love of his life. But they both also knew that the girl's father did not want to give up his daughter. They looked at each other in silence, then smiled and without speaking a word, they knew they would find a way to get together.

The following day, the young man disguised himself as a beggar, stood in front of the sheikh's house and called out:

"Oh girl, poor am I,

go from door to door,

but I am burning with passion for you,

Open the gate for me!"

The young woman stepped onto the terrace of the house, looked down mischievously and called out:

"You there, at my gate,

if you just want to talk, then go away,

but if you want more, come in,

let yourself be seduced, we want to be together."

The sheikh and his sons heard what the girl sang. What a disgrace! "No one wants to marry her now!" they shouted, "The beggar must take her!" They called the beggar into the house and declared, "After these sayings, no one else will want our sister. You must take her!" The beggar agreed and promised to come back the next day.

The following morning, the young man appeared beautifully dressed, had himself taken to the sheikh and asked to marry the daughter. "That's no longer possible," the sheikh cried complainingly, "I had to promise her to a beggar."

"I was that beggar," said the young man, "and I love your daughter more than anything." Now the girl came forward and the sheikh, delighted at the happy turn of events, happily agreed to the marriage. A splendid feast was celebrated, the two moved to the young man's country and lived in happiness and prosperity for a long time. Their sons, daughters, grandchildren and great-grandchildren are still alive today.

Märchen aus dem Jemen, Fassung Djamila Jaenike, nach:  W. Daum, Märchen aus dem Jemen, Köln 1983, englische Fassung Lysander Jaenike ©Mutabor Märchenstiftung

أنت هنا عند بوابتي

كان لشيخ ذات مرة ولدا جميلا ورثه كل ثروته وشرف اسمه. ومع ذلك، لم يمض وقت طويل على وفاة الأب، فقد الابن معظم ممتلكاته لصالح أصدقاء مزيفين. ما كان ينقصه حقًا هو وجود شخص إلى جانبه يحبه لنفسه. الآن، ليس بعيدًا عن أرض والده، عاش شيخًا آخر. كان لديه سبعة أبناء وبنت واحدة جميلة. أرادها الكثير من الرجال كزوجة، لكن والدها رفضهم جميعًا، وبدا وكأنه يريد الاحتفاظ بها إلى الأبد. كما سمع الشاب عن هذه الفتاة الجميلة فذهب إلى بلدها لرؤيتها مرة. الفتاة، مثل كل الفتيات الأخريات، تذهب إلى البئر كل مساء. هناك تلتقي بأصدقائها للدردشة. ولكن في إحدى الأمسيات كان شابًا وسيمًا يقف بجانب البئر. نظر الاثنان في عيون بعضهما البعض وانتهى الأمر. عرفت الفتاة أنها لا تريد قضاء يوم بدون الشاب، وأدرك الشاب أن الفتاة هي حب حياته. لكن كلاهما كانا يعرفان أيضًا أن والد الفتاة لا يريد التخلي عن ابنته. نظروا إلى بعضهم البعض في صمت، ثم ابتسموا ودون أن ينطقوا بكلمة واحدة، عرفوا أنهم سيجدون طريقة للالتقاء.

في اليوم التالي، تنكر الشاب في زي متسول، ووقف أمام منزل الشيخ وصرخ:

"يا فتاة، أنا فقير،

اذهب من باب إلى باب

لكني أحترق لك بشغف،

افتحي لي البوابة!

صعدت الشابة إلى شرفة المنزل، ونظرت إلى أسفل بصعوبة وصرخت:

"أنت هنا، عند بوابتي،

إذا كنت تريد التحدث فقط، فاذهب بعيدًا

ولكن إذا كنت تريد المزيد، تعال

اسمح لنفسك بالإغراء، نريد أن نكون معًا".

وسمع الشيخ وأبناؤه ما تغني الفتاة. يا للعار! صرخوا "الآن لا أحد يريد أن يتزوجها! المتسول يجب أن يأخذها!" ودعوا المتسول إلى المنزل وقالوا له: "بعد هذه الأقوال، لن يرغب أحد في أختنا بعد الآن. عليك أن تأخذها! " وافق المتسول ووعد بالعودة في اليوم التالي.

في صباح اليوم التالي، ظهر الشاب مرتديًا ملابس جميلة، وأخذ هو نفسه إلى الشيخ وطلب الزواج من ابنته. صاح الشيخ بحزن: "لم يعد هذا ممكنًا، كان عليّ أن أعدها للمتسول".

قال الشاب: "كنت ذلك المتسول، وأنا أحب ابنتك أكثر من أي شيء آخر". ظهرت الفتاة الآن ووافق الشيخ، مسرورًا بالتحول السعيد للأحداث على الزواج. تم الاحتفال بالعيد الرائع، وانتقل الاثنان إلى وطن الشاب وعاشا في سعادة ورخاء لفترة طويلة. ولا يزال أبناؤهم وبناتهم وأحفادهم وأحفاد أحفادهم على قيد الحياة اليوم.

حكايات خرافية من اليمن نسخة جميلة جانيكه مستوحاة من: دبليو داوم حكايات خرافية من اليمن كولن 1987

Die Menschen im Jemen leiden seit 2013 unter dem Bürgerkrieg und der daraus folgenden Cholera. Rund achtzig Prozent der Bevölkerung sind auf Hilfe angewiesen. Neben Gewalt und Krankheiten ist der Hunger die grösste Bedrohung, doch Hilfsgüter erreichen die Notleidenden oft nicht.

 

 

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