In den Zeiten, als die Götter des Olymps noch zur Erde hinabstiegen und sich unter die Erdbewohner begaben, herrschte auch König Amyklas. Der Stolz seiner Frau war ihr Sohn Hyazinthus, schön, jugendlich, langhaarig. Wegen seiner männlichen Schönheit fand selbst der strahlende Gott des Lichtes, Apollo, an ihm Gefallen. Mit ihm ging der Gott spazieren, mit ihm streifte er durch die Berge, mit ihm jagte und wetteiferte er im Diskuswerfen. Der schöne Jüngling liebte und verehrte seinen göttlichen Freund, gab ihm den Vorrang, und das erweckte Zorn und Neid. Auch der Gott des Windes verzieh das dem schönen Jüngling nicht und sann nach Rache.
Eines Tages massen Apollo und sein junger Freund im Werfen ihre Kräfte.
Als erster schwang Apollo die Scheibe, warf sie hoch in die Luft, so hoch, dass sie sogar die Wolken am Himmel durchstiess. Als die Scheibe wieder auf die Erde fiel, lief der schöne Jüngling zu ihr, wolle sie aufheben und selbst werfen.
Aber die Scheibe prallte vom Felsen ab!
Der Gott des Windes schlug mit seinem heissen Atem die schwarze Scheibe dem Jüngling an den Kopf. Hyazinthus wurde bleich, und bleich wurde auch Apollo. Er fing den Jüngling mit seinen starken Armen auf und legte Wunder wirkende Heilkräuter auf seine Wunden, aber das verlöschende Leben konnte er nicht mehr aufhalten.
Der schöne Jüngling sank nieder wie eine abgerissene Blüte.
Apollo weinte, klagte und wollte auch seine Seele aushauchen. Aber dann besann er sich, er war ein Gott und durfte nicht sterben. Er würde den schönen Jüngling in seinen Liedern besingen und ihn in eine wunderschöne Blüte verwandeln.
Schon bald wuchs aus dem roten Blut des Jünglings eine wunderschöne Purpurblüte empor, die jeden Frühling blüht. Sie blüht nur kurze Zeit, so kurz wie auch das Leben des Jünglings war.
Nach ihm erhielt sie ihren Namen und wir nennen sie bis heute Hyazinthe.
Aus: Djamila Jaenike, Blumenmärchen aus aller Welt, Mutabor Verlag, ©Dausien Verlag
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.