Die Legende von Vaudai - La Légende de Vaudai

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Eines Tages beschloss Wodan, nachdem er lange auf seinem Felsen geträumt und seinen finsteren Blick über die Ebene schweifen lassen hatte, einen letzten und endgültigen Versuch zu unternehmen, um seine Macht zurückzuerobern oder sich zumindest zu rächen, da er kurz davor stand, von den neuen Glaubensrichtungen völlig überrannt zu werden. Zu diesem Zweck rief er seine höllische Kohorte herbei; er stieg von seinen wilden Höhen herab und folgte, geschmückt mit dem ganzen Glanz seiner dunklen Macht, den Wassern der Rhone. Auf einer riesigen Welle sitzend, deren Schaum in der Ferne glänzte, sah man ihn in der rechten Hand das Schwert des Kampfes schwingen, während er in der linken Hand eine Weltkugel, das Symbol seiner Macht, hielt. So erschien er eines Tages, majestätisch und schrecklich, im tosenden Lärm eines Sturmwindes und im funkelnden Licht der Blitze. - Dann erhob Wodan seine Stimme und wandte sich an den alten Fluss, der ihn auf seinen Wellen trug, um seine unerbittlichen Feinde mit seinen Fluten zu ertränken, und rief mit lauter, schrecklicher Stimme, die von den Echos widerhallte, die geheimnisvollen Worte: «Rigou, hai ousson!», was bedeutete: «Fluss, erhebe dich!» Auf diesen Befehl, der mit dem Nachdruck wilder Wut ausgerufen wurde, erhob die Rhone ihre Wasser und begann, ihre Ufer zu überfluten. Es war ein schreckliches Brodeln von wütenden Wellen. Die Flut bedeckte die Flut; das Wasser drängte, schlammig und schäumend, das Tal hinunter und war sich seiner Katastrophen und seines Sieges sicher. Als die Wellen die Schlucht von Saint-Maurice erreichten und glaubten, die Wohnstätten der ersten christlichen Siedler, die sich dort niedergelassen hatten, zu zerstören, hielten sie inne; sie konnten nicht über ihre Ufer treten; sie sprangen hilflos auf, wie von einer unsichtbaren Hand zurückgedrängt. Die bescheidene Stadt wäre unweigerlich überflutet worden, wenn das Kreuz Christi sie nicht geschützt und ein christlicher Altar errichtet worden wäre. Alle Befehle und Drohungen waren nutzlos. Die Fluten konnten dem Zorn Wodans nicht gehorchen. Saint-Maurice und seine ersten Bewohner wurden verschont. Der alte heidnische Gott erkannte seine Niederlage, da er seine Ohnmacht gegenüber der neuen Religion spürte. Wütend zog er sich mit seinem satanischen Hofstaat zurück und zog sich auf die höchsten Felsen der umliegenden Alpen zurück. Von dort aus kann man noch heute, wenn die schreckliche Vaudaire weht und ihre ungestümen Böen die Bäume in der Ebene zum Knacken bringen oder die Fluten des Genfersees aufwirbeln, hören, wie sie ihre Wut entlädt, wie sie grollt und stöhnt, wie sie Reigen und Hexentänze veranstaltet, wie sie Blitz und Hagel befehligt, wie sie Seuchen, Erdrutsche und unzählige Katastrophen heraufbeschwört.

 

Quelle: Alfred Cérésole, Légendes des Alpes vaudoises, 1885, unter dem Titel: La Légende de Vaudai
Übersetzt von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch

 

 

La Légende de Vaudai

Un jour, Wodan, sur le point d’être totalement envahi dans ses domaines par les croyances nouvelles, après avoir longtemps rêvé sur son rocher et plongé son sinistre regard dans la plaine, résolut de tenter un dernier et suprême effort pour reconquérir son pouvoir ou tout au moins se venger. Dans ce but, il fit appel à son infernale cohorte ; il descendit de ses hauteurs sauvages et, orné de tout l’éclat de sa sombre puissance, il suivit les eaux du Rhône. Assis sur une vague énorme, dont l’écume brillait au loin, on le vit brandir de la main droite l’épée des combats, pendant que de la gauche il tenait un globe terrestre, symbole de sa puissance. C’est ainsi qu’il apparut un jour, majestueux et terrible, au bruit sourd d’un vent d’orage et à la lumière étincelante des éclairs. – Élevant alors la voix et s’adressant au vieux fleuve qui le portait sur ses ondes, désireux de noyer par ses flots ses implacables ennemis, Wodan s’écria d’une voix retentissante et terrible, répercutée par les échos, ces mots mystérieux : « Rigou, hai ousson ! » (Fleuve, élève-toi !) À cet ordre prononcé avec l’accent d’une fureur sauvage, le Rhône souleva ses eaux et se mit à inonder ses bords. Ce fut un bouillonnement terrible de vagues en furie. Le flot recouvrit le flot ; l’eau pressée, bourbeuse, écumante, descendit la vallée, sûre de ses désastres et de sa victoire. Parvenues au défilé de Saint-Maurice, croyant détruire les demeures des premiers colons chrétiens qui venaient de s’y installer, les vagues s’arrêtèrent ; elles ne purent sortir de leurs rives ; elles bondirent impuissantes, comme refoulées par une main invisible. La modeste cité eût été infailliblement submergée, si la croix du Christ ne l’avait pas protégée et si un autel chrétien n’y avait pas été dressé. Ordres et menaces, tout fut inutile. Les flots ne purent obéir à la colère de Wodan. Saint-Maurice et ses premiers habitants furent épargnés. Alors, le vieux dieu païen, sentant son impuissance en face de la religion nouvelle, comprit sa défaite. Furieux, il battit en retraite avec sa cour satanique et se retira sur les plus hauts rochers des Alpes environnantes. C’est de là qu’aujourd’hui encore, quand souffle la terrible vaudaire et que ses rafales impétueuses font craquer les arbres de la plaine ou soulèvent les flots du Léman, c’est de là qu’on peut l’entendre exhaler sa rage, gronder, gémir, diriger rondes et sabbats, commander à la foudre et à la grêle, produire des pestes, des éboulements et des catastrophes sans nombre.

Diese Website nutzt Cookies und andere Technologien, um unser Angebot für Sie laufend zu verbessern und unsere Inhalte auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen. Sie können jederzeit einstellen, welche Cookies Sie zulassen wollen. Durch das Schliessen dieser Anzeige werden Cookies aktiviert. Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Cookie Einstellungen

Diese Cookies benötigen wir zwingend, damit die Seite korrekt funktioniert.

Diese Cookies  erhöhen das Nutzererlebnis. Beispielsweise indem getätige Spracheinstellungen gespeichert werden. Wenn Sie diese Cookies nicht zulassen, funktionieren einige dieser Dienste möglicherweise nicht einwandfrei.

Diese Webseite bietet möglicherweise Inhalte oder Funktionalitäten an, die von Drittanbietern eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt werden. Diese Drittanbieter können eigene Cookies setzen, z.B. um die Nutzeraktivität zu verfolgen oder ihre Angebote zu personalisieren und zu optimieren.
Das können unter Anderem folgende Cookies sein:
_ga (Google Analytics)
_ga_JW67SKFLRG (Google Analytics)
NID (Google Maps)