Dr Figesack

Land: Schweiz
Kategorie: Zaubermärchen

En König het im ganze Land lo ustrumpete, wenn ihm Eine an der Wienecht chönn grüeni Fige bringe, so geb er ihm sis einzig Töchterli zur Frau. Das het mängem junge Burscht im Land es wässerigs Mul gmacht; so ne richi, schöni Prinzessi gwinnt me nit a jederm Gruenhag.

S'isch au ne nuevere, aschicklige Dorfchnab d'Lust acho, s'Königs Tochterma z'werbe. Aber die grüene Fige? Die het er gluegt überzcho. Si Brueder isch Waldbrueder gsi wit hinde in ere Einödi, het mit Bäte und Finkeflechte welle der Himmel verdiene, und nebezue d'Gärtnerei tribe audentisch und allerhand bekannti und unbekannti Chrüter und Gmüeser erzoge uf sim Pflanzblätz. Zu dem het er Zueflucht gnoh und cha emel es ganzes Reisseckli voll Figen übercho und goht gradeswegs dermit uf's Königs Schloß los.

Der Weg füert ihn dur ne große Wald, und do chunnt unverhofft es Herdmannli gegen ihm glaufe und frogt ihn, was er i sim Sack heig. Der Jung isch chli meisterlos gsi, het denkt, das gang dä Höck nüt a, und git zur Antwort: „Roßchugeli!"

„Nu nu," het das Herdmannli gseit, „so sellsch denn dere ha!" und isch wider eismols verschwunde, wie's cho isch. Der Chnab het das nüt gachtet; er het der Chopf am en andere Ort und chunnt zu's Königs Palast und seit zum Portner, er bring do die Fige, wo me s'Königs Töchterli dermit chönn verdiene ; er sell ihn go amälde. Das isch gscheh, und er het fast nit möge gwarte, bis er het dörfe si Sack uf's Königs Tisch usleere. Aber potz Wetter wille, wie het der König es paar Auge gmacht, d'Nase zäme klemmt und euse Brutwerber agschnauzt: „Wart Du Saperlots Bueb, i will Der!" und het de verblüfft Chnab lo in d'Chefi spere.

Paar Tag spöter, wo der Waldbrueder denkt, si Brueder chönnt jetz de gli einisch zrugg si, vernimmt er, si heige ne im Schloß nümme use glo. Do macht er der Vorsatz, go us-zkundschafte, wie's ihm gange sig, nimmt au e Sack voll Fige und reiset. Si Chutte het er deheime glo und e neue veieliblaue Chlopfer mit gelbe Chnöpfe agleit und isch derno e staatsschöne Burscht gsi. Chunnt uf der Reis au in de groß Wald und do erschint ihm das Herdmannli und frogt ihn, was er do im Büntel trag. „Grüeni Fige" — seit er.

„Nu nu, so sellsch dereha!" seit s'Herdmannli, „und wil D'ufrichtig gsi bisch, so chunnsch de nit is Loch wie Di Brueder, und ig verehre Der do no es Pfiifli. Verlür's nit; me cha nit wüsse, vilicht cha's Der spöter einisch no wohl cho." Seit's und pfödelet i d'Studen ihe.

Dä Einsiedler chunnt zum König und schüttet sini grüene schöne Figen uf de Tisch use und het aghalte, si seilen ihm doch au s'Königstöchterli zeige. „Das wei mer Ter scho zum Gfalle thue," seit der König; „aber — aber überdas los, Junge, gäb Du's überchunnsch, muescht mer überdas no nes Meisterstück mache. Dunden im Höfli han ig hundert Hase; mit dene muescht i Wald use z'Weid fahre; aber gwahr Di, aß mer si z'Oben all ufs Düpfi wider zrugg bringsch ; überdas süst macht me Di um e Chopf chürzer — überdas!"

Euse Figema het aber si Chopf dra gsetzt: Die well er und kei Ander, und erklärt: „I fahre z'Weid und wenn's mi s'Lebe chost."

Am Morge früe tribt er si Herd us und chunnt afangs im Wald zum ne Bäramslenest. Do befiehlt er sine Hase, si selle Sorg ha und usse dra dur laufe, aß si die Bäramsle nit trampe. Das het der Ameisekönig gfreut, danket em und seit: „Wil D'mis thätig Völchli so achtisch und sorgfältig mit ihm umgohsch, so wei mer Der au dankbar siderfür; wink nume, wenn D'is bruchsch."

Sobald die Hase gmerkt hei, si sige jetz uf ihrer Weid, isch eine hüst, der ander hott use, und in paar Augeblicke het me keine meh dervo gseh. Der Hirt isch der ganz Tag i Prinzessine-Himel verzückt gsi; an d'Hase het er nümme denkt, bis s'Vespergloga im Schloß obe lütet und d'Waldvögel ihri Nester si go usfsueche. Jetz Won er sett heifahre und kei Nagelsgroß vom e Has gseht, seit er zuen ihm selber: „Han ig nit es Pfiifli im Sack? Mer wei luege, was das chönn," nimmt's as Mul und het es lustigs Stückli gspielt.

Gsehit ihr jetz, wie die Hasen us alle Egge chöme z'springe und s'Männli mache um ihre Hirt ume! Si hocken uf ihri Stumpe, hei s'Tälpli hinter's Ohr und losen uf d'Musig scharpfer als hütigstags mängisch d'Kampfrichter. Jetz fahrt   er mit ne im Schloß zue; alli hundert si schön kanntsam vor weg spaziert. Der König het es chrumms Mul gmacht, won er bim Abzelle sindt, es fehli keis Bei, und seit: „Du muescht si mörndrisch no einisch go hüete überdas, süst gilt's nüt."

Der Prinzessi z'lieb wär der Waldbrueder dur 's Füür dure gsprunge und het ohni Murre die Hase mörnderisch wider z'Weid tribe. Derno schickt der König heimlig e schöni Magd, si sell em mit Geld und guete Worte go ne Has ablöckle; s'werd ihm denn wohl vergoh, alli wider zum Tor iztribe. Die Magd het ihres Verlange mit süeße Worte vorbrocht und schlimm derzue glächlet. Derno seit der Hirt, er well ihre ne Has gä, wenn si'm es Schmützli gab. Si het si derzue lo verstoh und er git ihre derno en Has is Fürtech ine. Wo si es Schützli wit dermit glaufe gsi isch, pfiifts und de Has was gisch was hesch zum Fürtech us und staubvombode zu sine Kamerade zrugg.

Z'Obe isch der König wider gar nit zfride gsi und befiehlt: „Morn überdas fahrsch no emol! Ueberdas es mueß goh wien ig will."

Das het der Hirt scho gmacht; aber der König isch derno selber als Jäger verchleidet i Wald use gange mit eme Gwehrli und eme Waidsack und het bi dem Hirt vergliche tho, er schäm si, als Jäger ohni Has vo der Jagd hei z'cho; es sig Hut wie verbannisirt; der Wald grodli vo Hase und doch chönn me keine schieße; der Hirt sell doch so guet si und ihm eine z'chaufe gä, chost er was er well. „Jo," seit der Hirt, „i will Der eine gä, wenn D' dört dai stettig Esel, won unden am Bergli stoht, uf e Gipfel ufe stoßisch." Gern oder ungern, der König isch an d'Arbet gange und het sis eige Volch usgspottet und en Esel a d'Spitzi gstellt und isch derno richtig mit eme Has und zweu längen Ohre belohnt worde. Mit dem Has isch der König hei und enanderno i d'Chuchi, für ihn z'metzge, aß er emel nümmen entrünn; s'Chuchimeitli het ihn müeße ha, bis der König s'Messer gwetzt gha het. Plötzlig psiift's im Wald usse, der Has schüttlet sis Stümpli und fahrt mit sine Chläile der Jumpfere über e Buch abe und uf und - furt zum Schüttsteiloch us. Der König het so guet gwetzt gha, jetz isch nüt meh z'mache gsi als e längi Nase. Z'Obe wo der Hirt hei chunnt, seit der König: „Jetz, Junge, muesch mer morn no es anders Meisterstuck mache, eh und bevor mis Töchterli überchunnsch. Uf em Estrig obe isch e Hufe Frucht, bi zweu hundert Säcke, und Alls überdas underenander : Chorn, Rogge, Gerste, Haber. Rod Di! Wenn D' bis morn z'Obe nit alli Sorte bsundert hesch , so chunnsch ume Chopf."

Was mache? Mi Hirt goht usen i Wald zum Baramslekönig, won ihm versproche gha het, mit Glegeheit dankbar z'si, und chlagt ihm si Noth : „Guete Fründ, i bi i der Chlemmi, d'Sach stoht so und so! Wottsch mer nit Dis Völchli öppen e Tag schicke zum Gmeinwerke? Der Ambeisekönig het versproche z'cho und isch us Gfelligkeit no selber go ordiniere, und uf dem Estrig het's do der ganz Tag gwimmslet und grodlet und gchrüschlet i dem Fruchthufen ume, aß s' e Freud gsi isch zuezluege.

Wo der König z'Oben isch cho d'Nase ihe ha, für z'gseh, wien es großes Hüfli afen erlese sig, isch Alles i der Ornig gsi. Jtz het's ihn afe duntt, da Blaurock well und müeß si Tochterma werde, do helfe keim Kniff und keim Lugene meh. Aber einisch het er's doch no welle probiere, dä hartnäckig Brutwerber abzschütele. Seit derno zuen em: „Du channsch mis Töchterli ha überdas, wenn mer e Sack voll Woret channsch säge."

„Es blibt derbi, wenn's denn ume guetet," seit der Waldbrueder. Do befiehlt der König e Sack z'mache, der chönet ech selber abschätze, wie groß er gsi isch: sibenezwänzig Schnider hei sibenezwänzig Tag lang dra z'näje gha und keine het der ander möge gseh derbi. Eine vo's Königs Hundert-Schwizere het ihn derno greicht, und won er ihn über d'Achsle schlingget, het's so schröckli gchutet, aß die Schnider alli hei müeße d'Nodle i Bode stecke und sich am Fade ha, süst hätt si der Wind wit furt treit.

Itz isch derno im Brütigam sis letscht Meisterstück agange. De grüslig Sack mit Warheite z'fülle, das wird Oeppis welle heiße. Wie het er's acht agstellt? Er foht a verzelle: „E König het es schöns Töchterli gha. Jsch das e Woret?"

„Io, s'isch eini."

„Also in Sack ine mit ere! " befiehlt der Chnab und verzellt witer: „Wer das Töchterli well, het der König Io säge, dä müeß grüeni Fige bringe; do het eine Roßchugeli brocht und der Ander Fige. Si das Worheite ? "

„Ueberdas jo! "

„Also in Sack ine mit ne. Dä mit dene Roßchugeli isch in d'Chefi cho und der Ander het müeße hundert Hase hüete. Si das Worheite?"

„Bi nüt dergege überdas!"

„So i Sack ine mit ne. Für en einzige Has het es Meitli en Liebesdienst to und het en Jäger en Esel uf e Berg ufe gstoße. Si das nit Worheite?"

„Doch, doch überdas!"

„Also ine mitnander!" komidirt der Brutwerber.

„Nei nei," het jetz der König gseit, „s'isch jetz überdas gnue ; i glaube Der's, Du brungsch de Sack voll; mis Töchterli isch vo Hüt a Dis ehlich Gespons. Ueberdas wirsch denn Freud an ihm ha."

Wem's bi der ganze Historie am leidste gangen isch, das isch da arm Schelm, wo's Herdmannli agloge het. Er isch derno frili e riche Prinz worde, aber er het doch i sim Lebe mängs hundertmol gseit : Hätt i doch d'Fige nie verleugnet!

 

Quelle: Sutermeister, Otto: Kinder- und Hausmärchen aus der Schweiz

 

Solothurn. (Nach B. Wyß Schwyzer dütsch S. 51.)

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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