Der Hexentanz im Ried-Loche

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Einstens kehrten zwei Closterser vom Davoser-Markte heimwärts. Es war schon lange Nacht, als sie in das sog. Ried-Loch kamen, am Wege, welcher vom sog. schwarzen See herab in die Strasse mündet.

Dort stand ein Alphäuschen, in welchem Spiel und Tanz war. Dies gefiel den Burschen wohl, und sie beschlossen, an der Lustbarkeit Teil zu neh­men. Sie traten in das Häuschen, und machten nicht lange Umstände mit den Tänzerinnen, von denen sie aber auch nicht eine Einzige kannten; auch die Musik kamen ihnen zwar sehr schön, aber doch »g'spässig« vor.

Nach einigen Tänzen kam der Musikant zu dem einen Closterser her, gab ihm eine Geige, und bedeutete ihm, nun solle er spielen. Der Closterser aber hatte seiner Lebtage nie eine Geige in Händen gehabt, und sagte, das verstehe er nicht. »Probier's«, sagte der Musikant, und richtig, - er konnte so schön spielen, dass er selber sich herzlich freute ob seiner so bald und so leicht erlernten Kunst, die er nun daheim, im Abend-Hengerte (Abend-Gesellschaft) so glänzend zeigen wollte. »Aber«, sagte der Musikant, »Jedes von uns'rer Gesellschaft hat sich ins Gesellschaftsbuch einzuschreiben, und Du wirst es auch tun .. «?, machte auch, ehe der Closterser sich besinnen konnte, mit einem silbernen Mes­serlein ein Strichlein in den Finger, dass er ein wenig blutete, und mit einer Feder tunkte der Musikant den Blutstropfen auf. »Da schreib, 's geht wieder an«, - und so schrieb der Bursche seinen Namen in das Gesellschaftsbuch ein.

Dem andern Burschen gefiel die Tanzerei nicht mehr, sowenig wie der ganze Handel mit dem Musikanten und dessen Buchführung. Er machte stillschweigend sich auf und davon, heimwärts. - Der, welcher sich einge­schrieben hatte, blieb bis nach Mitternacht beim Tanze, ging dann aber, nachdem der Musikant die Geige, mit der er gespielt, zum Geschenk ihm mitgab, auch heim.

Am Morgen wollte er, schon bei Tagesanbruch, auf der schönen Geige spielen, und Dieselbe aus seinem Ranzen herausziehen, da zog er statt Derselben einen Katzenschwanz hervor. Und mit dem Spielen war's nun aus.

Aber er hatte sich nun eingeschrieben, und musste alle Tänze mitmachen, welche die Gesellschaft im Ried-Loche oder anderswo abhielt. Wollte er jedoch ein oder das andere Mal nicht mitmachen, so plagte der Böse ihn so lange und oft, bis er gerne wieder kam. - Sein Kamerad, der vom Tanze sich weggemacht hatte, blieb von jeder Quälerei durch den Satan verschont, ausser dass er seit jenem Abende her ein Zittern in den Knien verspürte, das er nie mehr los wurde.

Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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