Das Ross bei Wallbach

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Gegenüber dem Schweizer-Dorfe Wallbach am Aargauer Rheinufer liegt ein gleichnamiges badisches. Ein dortiges geringes Gewässer nennt man Stechehörnlisee, ein Name, mit dem man auch die zahlreichen Belemniten bezeichnet, die daselbst vorkommen und die in der Volksmeinung etwas Teuflisches an sich haben.

Ein Bauer dieser Gegend hatte sich über Tag nicht genug geschafft und nahm mit einbrechender Nacht noch einmal die Schaufel zur Hand, um auf seine Wässermatten hinaus zu gehen und die Gräben zu reinigen. Dies verstösst doppelt gegen das Herkommen, denn einmal ist die Nacht keines Menschen Freund, und sodann setzt man sich mit nächtlichen Feldarbeiten dem Verdacht aus, man wolle seinen Matten auf Kosten der nachbarlichen einen Vortheil zuwenden, den man hinter dem Dunkel der Heimlichkeit verbergen müsse. Die Hausfrau warnte deswegen auch beim Fortgehen, und da es nichts half, so besprengte sie ihren Mann wenigstens noch mit Weihwasser.

Er hatte draussen nicht lange gearbeitet, als er ein Ross weiden sah. Er gieng darauf los, fasste es beim Mähnenhaar und schwang sich auf. Sogleich rannte es dem Stechehörnlisee zu. Beim letzten Absprung, den hier das Thier that, fiel der Reiter am Ufer ab, während es selbst in der Tiefe des Gewässers vor seinen Augen versank; aber eine gewaltige Mannsstimme rief ihm zu: Da lägest du mit drinnen, hätte dir das Weib nicht ihr Chrüzischrezis vorgemacht! Damit sollte des Weibes Bekreuzung und Besprengung mit Weihwasser verhöhnt sein.

Man meint, dies sei jenes Ross gewesen, auf welchem jährlich einmal ein grün gekleideter Mann mit rothem Federbusche vom Kloster Olsberg aus hieher reite. Dann muss man ihm einen ganzen Korb voll Knochen aus dem Beinhause des Kirchhofes in den Rossstall des eingegangenen Klosters werfen; am Morgen ist nichts davon übrig. Hier in Wallbach aber müssen zu gleicher Zeit in einem gewissen Hause alle Thüren die Nacht durch offen stehen. Als sich einmal die böse Bäuerin diesem Brauche widersetzen wollte, hörte man zuerst den Ruf:


flieh, flieh b'hend,
ass dich niemer g'schänd!

Da sie aber dennoch nicht aus dem Hausgange wich, wurde eine mächtige Dornenlast krachend über sie hinweggezogen, und die Narben davon blieben ihr zeitlebens im Gesicht. Im Hausgange lag frischer Rossmist.

Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

 

 

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