Wie die Heidenstadt Roll zerstört ward

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Unfern vom Thunersee, hinter dem Rebgut Ralligen, liegt die sogenannte Einöde.

Hier stand in alten Zeiten eine Stadt, deren Bewohner als Goldgräber einen Namen hatten.

Aber sie waren voller Herzenhärtigkeit. Einst ging bei einem Sturme ein Zwerglein durch die Strassen Rolls, das irgendwo sicheren Unterschlupf suchte. Allein die Rollianer verspotteten das Wichtlein wegen seiner hässlichen Gestalt, zupften es am langen grauen Barte und stiessen es vor die Türe. Am Ende der Stadt erst, in einem wenig versprechenden Häuslein, fand der Gehetzte Schutz. Die Wirtin tischte ihm Brot, Milch, Käse und gedörrte Kirschen auf. "Ich will es euch danken", rief das Zwerglein, öffnete die Stubentüre und schlüpfte in die grausige Nacht hinaus. Da hört man hoch oben im Gebirg rufende Stimmen. Die Zwerglein hocken auf den Felszinken der Spitzen Fluh und hämmern auf den Fels ein, dass die Funken durchs ganze Tal fliegen. Noch ruft eines der Männchen warnend:

Stadt Roll, zieh us mit dinem Volch Die spitzi Fluh isch g’spalten,

Schlegel und Weggen si ghalten;

Zieh us, dem Stampbach zu!

Der Warnruf wird nicht beachtet. Schon ist der Fels abgelöst und tosend stürzt der halbe Berg ins Tal, die sündige Stadt mit ihren Bewohnern bedeckend. In der schwarzen Masse aber steht das Zwerglein, das zuvor vergeblich Gastung gesucht. Mit einer Tanne lenkt es den Schlammstrom, damit er nicht die Hütte derer zerstöre, die zuvor seine Wohltäter gewesen.

Quelle: Hermann Hartmann, Sagen aus dem Berner Oberland. Nach schriftlichen und mündlichen Quellen, Interlaken 1910. 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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