Die Hexenjungfern von Habkeren

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Zwei Knaben von Habkeren besuchten vor langer Zeit, man weiss nicht wie lange es her ist, zwei Jungfern, von welchen die Leute nicht sagen konnten, wer sie waren und woher sie in das Bergtal gekommen seien. Die Jungfern gestatteten den beiden, täglich bei ihnen beim Abendsitz zu sein, nur nicht des Freitags oder Samstags. Die Neugierde der beiden über dieses Verbot war so gross, dass sie es nicht überwinden konnten, einst an einem Freitag an das Haus der beiden heranzuschleichen und verstohlen durchs Fenster zu gucken. Da sahen sie, wie die eine der Jungfern aus einem Tiegel heraus ein Brettchen mit einer Salbe bestrich und sprach:

"Zum Kamin hinaus und nirgends an!" Fort war sie. Die zweite tat desgleichen und verschwand nach der ersten. Kaum waren die Jungfern verschwunden, machten sich die beiden Burschen in das Haus, über den Zaubertiegel und taten den Spruch. Da wurden sie von unsichtbaren Händen durchs Kamin fortgetragen bis nach dem Seefeld hinter Beatenberg. Dort stand ein herrlicher Palast, der mit Leuten angefüllt war. Viele Musikanten sassen da in der Reihe. Darunter befand sich auch die Katze der Sennen, die nun erkannten, warum das Tier immer des Tages so schläfrig sei. Bald ging der Tanz los. Hernach wurde Speis’ und Trank aufgetragen, aber kein Brot. Endlich brachten die Gäste den Burschen ein Buch, in welches sie ihre Namen einschreiben sollten. Beherzt ergriff da der eine der Brüder den dargereichten Gänsekiel und schrieb mit grossen deutlichen Zügen auf die Mitte des Blattes den Namen "Jesus Christus". Plötzlich war’s mit der Herrlichkeit vorbei, der Palast zerfiel und die ganze Strüdelgesellschaft stob auseinander. Die Brüder aber fanden sich einsam auf der Seefeldalp wieder und wussten nicht, wohin sie sich wenden sollten. Da erschien ihnen der grosse Heini und sagte ihnen wo sie seien und welchen Weg sie nach der Heimat einzuschlagen hätten. Das Zauberbuch aber war in ihren Händen geblieben. Sie brachten es dem Landvogt von Interlaken, der’s in den brennenden Ofen werfen liess. Doch es verbrannte nicht, bis er’s an eine Heugabel steckte und fest über das Feuer hängte.

Quelle: Hermann Hartmann, Sagen aus dem Berner Oberland. Nach schriftlichen und mündlichen Quellen, Interlaken 1910. 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

 

Diese Website nutzt Cookies und andere Technologien, um unser Angebot für Sie laufend zu verbessern und unsere Inhalte auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen. Sie können jederzeit einstellen, welche Cookies Sie zulassen wollen. Durch das Schliessen dieser Anzeige werden Cookies aktiviert. Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Cookie Einstellungen

Diese Cookies benötigen wir zwingend, damit die Seite korrekt funktioniert.

Diese Cookies  erhöhen das Nutzererlebnis. Beispielsweise indem getätige Spracheinstellungen gespeichert werden. Wenn Sie diese Cookies nicht zulassen, funktionieren einige dieser Dienste möglicherweise nicht einwandfrei.

Diese Webseite bietet möglicherweise Inhalte oder Funktionalitäten an, die von Drittanbietern eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt werden. Diese Drittanbieter können eigene Cookies setzen, z.B. um die Nutzeraktivität zu verfolgen oder ihre Angebote zu personalisieren und zu optimieren.
Das können unter Anderem folgende Cookies sein:
_ga (Google Analytics)
_ga_JW67SKFLRG (Google Analytics)
NID (Google Maps)