Dem Altmüller war eine Base gestorben und zwar eine hochbetagte und geizige, daß er seine Betrübnis; wohl mäßigen konnte, zumal morgen schon der Tag für ihn da war, ihre ziemlich beträchtliche Erbschaft in Empfang zu nehmen. Er hieß also den Knecht Wägelein und Geschirr für morgen herrichten, und befahl der Magd, das Frühstück auf Schlag fünf fertig zu haben. Letztere nahm sich des Meisters Befehl so zu Herzen, daß sie vor aller Zeit schon erwachte, den hellen Mondschein für die Morgenhelle hielt, und in die Küche hinab sprang, um Feuer zu schlagen. Allein der Zunder war feucht und sie brachte kein Licht zusammen. Darüber schaute sie noch einmal nach dem Tag zum Küchengucker hinaus und gewahrte draußen ein Feuerchen, nur zwanzig Schritte entfernt brannte es hübsch ruhig auf der Hauswiese. Sie lief drum schnell mit dem Kohlenbecken hinaus, um sich die Gluten für des Herren Frühstück herbei zu holen.
Dort angelangt findet sie drei Männer, in weiße Tücher eingehüllt, um das Feuer sitzen. Bescheiden fragt sie, ob sie sich ein paar Kohlen nehmen dürfe und bringt alles mit in Verbindung, der Base Tod, des Müllers Erbschaft und die Morgensuppe. Als die Männer gänzlich stumm blieben, nahm sich Katharine etliche Kohlen, dankte hübsch und ordentlich dafür und machte sich ins Haus. Aber da sie die Kohlen auf den Herd schüttet, sind sie schon erloschen. Sie macht also wiederum den Gang zu den Männern am Feuer, grüßt, nimmt und dankt abermals und bringt das zweite Becken voll in die Küche zurück; doch auch diesmal ohne andern Erfolg, die Kohlen sind tot. Ihre Angst, der Müller werde erwachen, treibt sie zum drittenmale hin, wo die drei Männer noch immer sitzen. Als sie das frisch gefüllte Becken aufnimmt, sagt der älteste warnend, „nun komm nicht wieder!“
Erschrocken kam das Mädchen in die Küche zurück und leerte die Kohlen aus, sie waren und blieben erloschen. Da schlug es plötzlich drüben im Dorfe Mitternacht und um das Haus krachte es laut auf. Feuer und Männer draußen, alles war wie weggeblasen. Katharine kroch zu tiefst unter die Bettdecke. Jetzt aber verschlief sie wirklich. Es war schon sechs Uhr, da der Müller in die Stube herüber kam, und keine Schüssel und keine Katherine fand. Als er sie draußen in der Küche suchte, sah er den Herd mit Gold überschüttet, in dreifachen Haufen lagen die Zutaten über einander, eine weit größere Summe als er heute ans dem Erbe bekommen sollte. Solch er war mit dem Seinigen zufrieden und ließ dem Mädchen, als sich nun Alles aufklärte, rechtschaffen das Ihrige.
(aus Zofingen)
Quelle: E. L. Rochholz, Naturmythen. Neue Schweizer Sagen, Leipzig 1862.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchen.ch
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Die Magd, die im Bären zu Zurzach diente, war vor Tage aufgestanden, um zu backen. Da sie Feuer anmachen wollte, ging der Zunder nicht; sie entschloß sich, geschwinde ins Rathaus hinüber zu gehen, wo sie Licht sah. Als sie da eintrat, hielten die Ratsherren noch Sitzung. Ohne ein Wort zu sagen, saßen sie zu Zwölft auf ihren Stühlen da. Die Magd bat um Erlaubnis; ihr Licht anzünden zu dürfen und ging. Unter der Haustüre aber erlosch ihr das Licht wieder und sie geht nochmals in das Ratszimmer zurück. Diesmal bringt sie ihre Kerze brennend nach Hause; aber darauf hin ist sie bald gestorben.