Vor vielen, vielen Jahren hatte ein Bürger in Ober-Endingen dicht bei seinem Hause einen Garten, der in besonderem Rufe stand. Wenn derselbe nämlich im Spätherbst geleert war, so hörte man am Abend, sobald es finster geworden, eine seltsame Stimme rufen:
„En Karst oder e Haue!“
Anfänglich wußten die guten Leute nicht, was sie tun sollten. Endlich stellten sie an eitlem Abend einen Karst in den Garten; und siehe, am Morgen war der Garten tief und sorgfältig umgegraben, und Niemand hatte darin hacken hören oder jemanden graben sehn, auch kein Fußtritt war sichtbar. Auch fand sich der Karst auf demselben Fleck, wohin man ihn abends gestellt hatte, aber sein Stiel war ganz schwarz und konnte nicht mehr rein geputzt werden.
(von Hrn. Lehrer Herzog, aus dem Munde einer Urgroßmutter, die aus Ober-Endingen gebürtig gewesen.)
Quelle: E. L. Rochholz, Naturmythen. Neue Schweizer Sagen, Leipzig 1862.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchen.ch