Der Stollenwurm von Wölfiswil - Sage

Der Stollenwurm von Wölfiswil

Land: Schweiz
Region:
Kategorie: Sage

Das kleine Mädchen einer Bauernfamilie von Oberhof, einem Berghofe im Fricktaler Jura, nahe bei Aarau, hatte den Auftrag, Bohnenstangen in der Bergwaldung Saal zu hauen, und war eben beschäftigt, sich an den Stamm einer jungen Föhre zu machen. Das Bäumchen ragte auf drei gleichmäßig emporstehenden Wurzeln dreifußartig aus dem Boden und ließ so unter sich einen kleinen Höhlenraum leer. Da kam nach dem ersten Axthiebe ein junger Stollemwurm drunter hervor und auf das Kind los. Er war graufarbig, nicht ganz armslang, in Leibesmitte von Katzendicke, hatte zwei aufrechtstehende rund geschnittene Öhrlein, fleischig und unbehaart, und lief auf zwei kurzen Vorderfüßen mit breiten Tätzchen.

So war die ganze Erscheinung des Tierchens eine niedliche, allein vorn im Kopfe saßen ihm befremdlich große Augen, rund wie Nädlein und hell wie Neutaler. Dieser überaus glänzende Blick trieb das Kind augenblicklich in die Flucht.

Die Erzählerin, ist nun siebzigjährige Witwe und Bauernfrau, Frau Frey; beharrt jetzt noch auf der täuschungslosen Wahrheit des Erlebten, sondern fügt bei, die Erscheinung jenes Stollenwurmes sei zusammengetroffen mit dem damaligen außergewöhnlich heißen Sommer.

Quelle: E. L. Rochholz, Naturmythen. Neue Schweizer Sagen, Leipzig  1862.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchen.ch