Kaiser Karl und die Schlange zu Zürich

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

„Als hiervor gemeldet ist, wie daß Karolus Magnus das Gestift zu der Probstj gebaut hat, derselben Zeit war er (Kaiser Karl) nun viel mit Wesen zu Zürich, und nämlich enthielt er sich in dem Haus gleich neben dem großen Münster, das zu dem Loch genennt und dieser Zeit ein Kornherrenhof ist, das er sich selbst gebauen hat. Und damit Reich und Arm zu Recht möchten kommen und niemand sein Zugang gewehrt wurde, so ließ er eine Säule aufrichten und ein Glöggli daran henken an dem Ort, da die lieben Heiligen St. Felix und St. Regula enthauptet waren, und ließ verkünden: Wer Recht begehrte, daß er zu dieser Zeit, so der Kaiser esse, dies Glöggli lüte, so wollt er den anhören. Und als dies etliche Zeit gewesen war, und der Kaiser zu Tisch saß, so hört er lütten, schickt angehens seinen Diener dahin, zu besehen, wer Rechtes begehrte. Da finden sie niemand.

Und sobald sie da von dannen gingen, so läutet man abermals, das geschah zu dem dickeren Mahl.

Da hieß der Kaiser, daß man wartete, wer das täte. Also kam ein großer Wurm (Schlange), hanget an das Gloggenseil und läutete.

Das verkündeten sie dem Kaiser, der stand auf von dem Essen, und sagte, man solle dem unvernünftigen Geschöpft durch Eher ihres Schöpfers gleiches Recht gelten lassen, als den Menschen. Und als der Kaiser an den Ort kam, da verneigte sich der Wurm und kroch gegen dem Wasser in ein Rüschi, da er seine Eier gelegt, darüber sich eine große Krott (Kröte) gesetzt hat. Und als das der Kaiser und all sei Hofgesinde sahen, da saß er zu Gericht und bekannt, daß die Krott sollte verbrennt werden. Und nachdem dies geschah, über etliche Tage, so der Kaiser zu Tisch sass, so kommt der Wurm zum Hof. Das ward Ihm (dem Kaiser) kund getan. Also hieß er, daß man sie ließe hineinkommen und sie niemand am Kommen hinderte. Damit kroch die Schlange vor den Kaiser, verneigte sich, und kroch demnach auf den Tisch, stieß den Deckel von seinem Trinkgeschir auf und ließ einen edlen Stein hinein fallen, kehrt sich um, verneigte sich vor dem Kaiser und ging von dannen.

Dies große Wunder, und dass die seligen Heiligen St. Felix und Regula auf dieser Hofstaat um Christi Glauben willen gemartert waren, bewegt den Kaiser, zu ewiger Gedächtnis.

Gott zu Lob und Eher ein Gotteshaus dahin zu bauen, wird dieser Zeit die Wasserkirche genannt, aus der Ursache, daß der Merteyl Zeiten das Wasser darum fließt. Es ist auch in der Gruft unter dem Altar der Brunnen, bei dem die lieben Heiligen gewohnt und gefangen wurden, den nennt man deshalb den heiligen Brunnen."

 

(Zürich. Neujahrs-Bl.: Von der Stadtbibliothek 1842.) Aufzeichnungen, welche der Zürcher Scheuchzer nach Brennwalds Handschrift über diese Erzählung machte. 

Geschrieben: Der Zürcher-Chronist Heinrich Brennwald, Sohn des Bürgermeisters Felix Brennwald, geb. 1478, gest. 1551, letzter Probst des Chorherrenstiftes in Embrach, in seiner Handschrift!. Chronik, Bl. 23

Quelle: E. L. Rochholz, Naturmythen. Neue Schweizer Sagen, Leipzig  1862.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch  

 

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