Man hatt ouch ettwan der noch lebenden Menschen Bildtnuss oder geist (wie man sagt) ettliche tag vor jrem Tod derwylen sie noch frisch und gesund in ihren hüsern oder sonst wandlen sehen, die bald darnach gestorben, allso auch aber mertheils wann solche Menschen in ihrem todtbett krank gelegen dz es im Huss ein gross gerumpell gemacht, als wenn Huffen schytter oder ein gewerlin mit Hussgeschirr ze huffen gefallen oder ein schwärer sack mit korn oder mäl im huss umbfiele und des Menschen Tod vordüten oder verwarnen wölle. Wann man dann den nächsten darnach geschowt, hatt man nüt funden, und ist mir selbs begegnet, bin ettliche malen daby gsin.
Anno 1588 alls einer meiner guten fründen mit dem Jch vil jaren täglich conuersirt, sterben wollen, hatt sich jn derselben nacht etwann ein stund vor seinem End ettwas derglychen in miner schlaffkammer by minem schlaffbett erzeigt mit einem schnellen fingerklopfen am fussbret, darab Jch erwacht vnd ufs der stett ward Ich berüffen zu seinem End.
Alls anno 1609 ein armer poss und arbeitter allenthalben diser Landsart wol erkannt von ettwas Missethat wegen mit dem schwärt gericht werden söllen, wie ouch beschehen, hatt sich ouch derglychen Ding zu Mittagzyt jn Hüsern allhie daryn er vil gewandlet mit Lüten und Anklopfen (aber niemand gesehen worden) erzeigt, eben in der stund und alls man jme jm thurn dz Leben abgekündt.
Item so hand wir allhie ouch vilfelltig erfaren, dass wenn ein Ratsfründ sterben wöllen man ettliche tag vor und ee ouch derwylen er noch by gutter gsundheit gsin, by nächtlicher wyl jn dem gestül jn der Ratstuben ein grümpel, wie ouch dz gerüsch von den Ratschlüsslen gehört.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Bei dieser Sage gibt es keine genaue Zuordnung zu einem der fünf Kantone. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.