Die Godwerdjini im Naters-Berg

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Von den Godwerdjinen (Zwergen) wird, wie überall, auch in Naters noch viel erzählt.

Zur Geissbalme soll eines einst versprochen haben, das Vieh zu füttern, wenn das Wetter nicht schlecht sei. Als trockenes aber windiges Wetter eintraf, glaubte der Vieheigentümer, das Wetter sei nicht bös, und traute dem Versprechen. Aber das Vieh bekam nichts, nagte heulend am Krippenholze und verhungerte fast. Als das Godwerdji darüber zur Rede gestellt wurde, sagte es bedeutend:

«Alle Wetter wären zähm,
Wenn der Wind nid chäm!»

Traurig ging das Godwerdji, mühsam durch grossen Schnee watend, die Halde hinauf in den Wald und wurde von dem Tage an nie wieder gesehen.

 

In Rischinen hielten die Godwerdjini ihre Tänze, bei denen sie gestohlene Schweine miteinander verschmausten. Auch Bergbewohner nahmen nach und nach daran Teil und sollen so das sog. "Schafessen" gelernt haben. Bei einem solchen Godwerdji-Tanz soll man einst eine ungeladene und unbeliebige Person damit entfernt haben, dass man selbe auf eine leicht verdeckte "Werch-Hechel" niedersetzen machte:

«Setz di nummu nid so tscheb —
Bis der d'Hechja am Hindru chlebt!»

und dann mit Hohnlachen davonjagte:

«Selb ta, selb hab,
Blas der selber du Schadu ab!»

 

Auf der Egge machte einst ein Godwerdji einem Müller lange Zeit die besten Dienste in der Mühle. Dieser wollte sich dankbar zeigen und verabredete mit seiner Gattin, dem so dienstbaren Zwerge auf Neujahr eine schöne, nagelneue Müller-Kleidung zu schenken. Als das Godwerdji die Kleider angezogen, betrachtete es sich selbst sehr verwundert und sprach:

«Jetzt bin ich e rechte Ma,
Der selber schaffe cha!»

Es ging davon und kam nie mehr zum Vorschein.

 

Einst besuchte ein Godwerdji regelmässig das Weib eines Bergmannes während derselbe das Vieh fütterte. Das wollte aber der Mann nicht länger dulden und glaubte wenig, als das Weib entschuldigend sagte, das Godwerdji verhindere ihr Spinnen gar nicht; es setze sich nur daneben auf den Stuhl und kratze ihr freundlich den Rücken. Da schickte der Mann seine Gattin zum Viehfüttern aus, zog deren Kleider an und setzte sich emsig an's Spinnrad. Das Godwerdji kam: blickte aber schon unter der Stubentüre die Spinnerin ernstlich an. Es entfernte sich gleich wieder und kam nie mehr, indem es sprach:

«Deine Finger sind krumm.
Deine Augen ganz stumm!
Du bist der Mann,
Mit Dir mag ich nix han!
Ade!»

 

Mit dem ersten Jesuiten in Brig verschwindet das letzte Godwerdji im Naters-Berge. So versicherte mich die Sagen-Erzählerin Anna Maria Bamatter im Hegdorn — beim Hl. Wendelinus. — Nicht nur aufgeklärte Geister, auch alte Weiber wissen den Jesuiten noch was nachzurühmen.

 

Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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