Das Teufelshaus

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

In der Nähe der Stadt Sitten, am westlichen Ufer des Flusses, so derselben den Namen gegeben, lag vor alter Zeit, wie eine Sage erzählt, in schönem Rebgelände ein freundliches Häuschen, bewohnt von einem frommen Ehepaar. Diese guten Leute lebten mit einander im Frieden und waren glücklich. Dies machte, dass sie auch gegen jedermann sehr wohlwollend und freundlich sich zeigten und viele Arme und Notleidende nur erquickt ihr weitbekanntes Häuschen wieder verliessen.

Dessen war Satan, der Feind alles Guten, unzufrieden und wollte der ihm missbeliebigen Wirtschaft ein Ende machen.

Erst versuchte er unter den Eheleuten Unfriede zu stiften und so ihr Hauswesen zu Grunde zu richten: — umsonst. Bald trachtete er die guten Leute unter den Mitmenschen zu verschreien und sie so um Achtung und Ehre zu bringen; half aber auch nichts. — Da entschloss sich Satan, kurzen Prozess zu machen; er wollte das Häuschen samt Einwohnern im Wasser der Rhone ertränken.

In dieser Absicht nahte er sich in finsterer Nacht dem stillen Häuschen und lud es, so sanft und geräuschlos als möglich, auf seine starken Schultern. In behutsamen und gemessenen Schritten ging er damit auf die Rhone los. Die schlummernde Stadt ward glücklich umgangen und passiert. Bald jedoch begegnete dem mächtigen Bürdenträger ein altes Mütterchen. Dieses sah ihn mitleidig an und sagte: «Ach du Armer! du hast gar zu viel aufgeladen und keuchest so entsetzlich. Sieh! es ist noch alles finster und in fester Ruhe; hast keine Eile. Setze ab und ruhe ein wenig aus.»

Und der Betrüger wurde diesmal selbst betrogen. Er folgte und setzte die Bürde ab, um zu ruhen. Im Nu setzte aber auch das Mütterlein seinen Fuss in die Türschwelle des Hauses und sprach spöttisch zu Satan: «Nun, nimm's wieder auf und geh weiter, wenn du's vermagst.» — Und Satan versuchte grimmig am niedergesetzten Hause seine Kraft wieder, — umsonst; er konnte es nicht mehr bewegen und musste dasselbe in der Stellung liegen lassen, wie er es niedergesetzt hatte. Das Haus hiess fortan das Teufelhaus, weil es Satan dahin getragen und von ungefähr so schief ins Feld hinstellte.

Regelmässigkeit scheint noch heut zutage an diesem Orte nicht Platz zu finden. — Ein Stein in der Mauer des Hauses soll noch jetzt die Male der Teufelhörner zeigen, die sich nicht dauerhaft verpflastern lassen.

Andere wollen den Namen Teufelhaus herleiten, weil Satan dasselbe aus lauter Sandkugeln gebaut habe. — Der Grundeigentümer habe dem Bösen seine Seele versprochen, wenn er ihm ein Haus mit Ringmauer baue, bevor er zu Pferd um dasselbe herum zu reiten imstande sei. Satan nahm die Wette an und folgte im Bauen dem fliegenden Reiter so schnell, dass er sogar am Ende dem Pferde den Schwanz einpflasterte. Aber ein Hieb und noch ein kräftiger Satz brachte den Verwegenen über das verhängnisvolle Ziel hinaus. — Seither habe es aber in diesem Hause immer etwas "g'schafft und g'spukt". Noch in letzten Zeiten soll man da eine Hexe bemerkt haben, die an's Fenster trat und die Flöhe hinausschüttete. Wer vorwitzig sie anguckte, der sei am Kopf aufgeschwollen und tüchtig "verwindet" worden.

 

Quelle: M. Tscheinen, P. J. Ruppen, Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Sagenfreunden, Sitten 1872.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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