Der verhexte Kuhstall

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

In Montenach (Montagny-la-Ville) hatte in den 40-er Jahren des 19. Jahrhunderts ein Bauer immer Unglück im Stall. Die Kühe gaben öfters am Morgen keine Milch oder nur verdorbene; dann wieder fand man sie in ihre Halfter zu zweit ineinander verwickelt, oder sie wollten nicht fressen. In einigen Nächten brüllten sie vor Angst auf. Der Bauer holte in Altenryf einen Pater, mit dem er verwandt war. Der betige, fromme Ordensmann hatte dem Bauern schon in manchen verzwickten Fällen geholfen. Wiederum sollte er diesmal seine Kraft bewähren. Er wurde zum Bauern eingeladen, er solle kommen und den bösen Zauber aus dem Stall entfernen.

Nachdem der Pater vom Prior die nötige Erlaubnis erhalten hatte, sagte er gerne zu. Unerwartet schnell traf der Mönch in Montenach beim Verwandten ein. Er blieb einen Tag und eine Nacht im Hause und schärfte allen Hausbewohnern ein, über den Grund seines Besuches sorgsam Stillschweigen zu bewahren. Ebenso streng sollten sie bei der Beschwörung schweigen, was immer auch dabei sich ereignen sollte. Erst zur Abendzeit wollte der Pater die Beschwörung vornehmen. Die jüngeren Leute und die Kinder sollten zur Ruhe gehen und sich nicht beunruhigen lassen. Gegen elf Uhr begab sich der Geistliche, begleitet vom Eigentümer und einigen handfesten Knechten, in den Kuhstall. Nochmals gebot der Beschwörende absolute Ruhe. Sobald einer ein einziges Wörtlein rede, sei die Wirkung der Beschwörung vereitelt. Alle Anwesenden gelobten, die Anordnungen des Paters peinlichst zu befolgen. Zuerst mussten sie unter einem Kessel Feuer anzünden und das Wasser heiss machen. Der Mönch tat einige Kräuter hinein und liess sie sieden. Dann mussten die Männer ein paar Eisenstäbe im Feuer glühend machen und sie den verhexten Kühen auf den rechten Schenkel legen. Dieser sonderbare Befehl wurde auch ausgeführt, und es war gar verwunderlich! Die glühend heissen Eisenstäbe verbrannten die Haut der Tiere gar nicht. Aber während die Knechte die Anweisungen des Beschwörers ausführten, hub draussen ein Rollen und Lärmen an, wie wenn mehrere Heuwagen am Haus vorbeirollten. Eingedenk der erhaltenen Mahnung, schaute keiner der Männer hinaus, und keiner getraute sich, den andern etwas zu fragen. Zwei volle Stunden dauerte die Beschwörung. Der fromme Mönch hatte die ganze Zeit hindurch in seinem Buche eifrig gebetet, während die Knechte seine Anweisungen ausführten. Der Bann war jetzt gebrochen. Die Tiere blieben ganz ruhig. Bevor der Pater noch vor dem Anbruch des Tages wegzog, teilt er dem Bauern mit, er werde in der Frühe unter der Krippe der verhexten Kühe einige Häuflein Asche und Holzspäne vorfinden. Er solle diese Sachen einfach ins Feuer werfen. Das tat der Mann auch.

Einige Tage nachher geschah es, dass ein Mann in die nahe Sandgrube hinabstürzte und tot liegen blieb. Als man den Verunglückten untersuchte, fand man auf seinem Körper die gleichen Brandmale, wie sie vorher die Knechte den Tieren aufgedrückt hatten, sogar im Gesäss fand man das Feuermal. Kein Zweifel, der Tote war der Hexenmeister gewesen, der des Bauern Stall und Vieh verhext hatte.

Eilig begrub man die Leiche des Zauberkünstlers am gleichen Ort, wo sie gefunden worden war.

 

Quelle: Pater Nikolaus Bongard, Sensler Sagen, Freiburg 1992.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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