Obä-n-üß und niänä-n-a

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

a) Zwei Burschen aus Schattdorf gingen zu drei hübschen Mädchen in Bürglen z'Gass. Die Jungfern erlaubten ihnen, alle Abend zu kommen, nur nicht Mittwoch, Freitag und Samstag. Dieses Verbot reizte aber gerade die Neugierde der Burschen, und eines Samstagabends stiegen sie heimlich vor das Fenster hinauf und guckten hinein. Die drei Mädchen standen in der Stube und putzten und strählten sich, und dann setzten sie sich und lasen in einem Buche. Hernach standen sie auf und gingen in die Küche hinaus, kochten dort etwas, rührten das Gekochte in einem Häfelein und bestrichen damit drei Besen. Endlich stellten sie sich hart vor die Herdstatt und sprachen: »Obä-n-üß und niänä-n-a!« (Oder: »Chämi üff und niänä-n-a«). Und flugs ging's auf den Besen durch das Kamin hinauf und fort. Jetzt schlüpften die Buben durch das Fenster in die Stube hinein und lasen auch im Buche und bestrichen ebenfalls zwei Besen mit der noch vorhandenen Salbe. Dann nahm der erste seinen Besen zwischen die Beine und sprach: »Obä-n-üß und niänä-n-a!« und fuhr ohne Anstoss zum Kamin hinaus. Der zweite wollte es nachmachen. Aber er war in Verlegenheit. Wohin sind die Mädchen, wohin der Kamerad gefahren? »Halt,« dachte er, »du sagst: ›Obä-n-üß und z'allä-n-Ortä-n-a!‹ dann wirst du sie schon finden.« Diesen Spruch murmelte er wirklich und flog auf dem Besen in die Höhe, stiess aber an allen Ecken und Enden an und zerschlug jämmerlich den Kopf an der Oberdiele und am Kaminrand, bis er das Loch fand und auch zum Kamin hinaus fuhr. Beide Schattdorfer, der zweite etwas später als der erste, kamen in einen herrlichen Saal oder Palast, wo viele Leute assen und tranken und lustig waren. Auch die drei Meitli waren dabei. Hinter einem Tisch sass Einer mit einem grossen Buch, und der fragte die Eindringlinge: »Wollt ihr auch in diese Bruderschaft? Dann müsst ihr mit euerm Blut euere Namen in dieses Buch schreiben.« Der Erste griff zur Feder, schrieb aber statt seines eigenen Namens die drei höchsten Namen. Und jetzt zerstob und verschwand alles auf einen Knall, und die zwei Wundernasen lagen in einem dichten Dornengestrüpp.

Zäzilia Gisler-Walker, 70 J. alt

b) Nicht lokalisiert. Formel: »Chämi üff und niänä-n-a!« Der zweite hatte die Hexen falsch verstanden. Er kam nicht ans Ziel und landete erst am Morgen bei Betenläuten, zerschunden und zerschlagen, in den Dornen.

Franz Jos. Zurfluh, 75 J. alt, Intschi

c) Nur ein Bursche, zwei Mädchen. Der Bursche schlug im Kamin fast an allen Ecken und Enden an und flog dann durch Busch und Hag weit fort in einen furchtbar schönen Palast, wo alle Anwesenden tanzten. Viele Musikanten waren da, und unter denselben befand sich auch seine Katze, die er genau kannte. Jetzt wusste er, warum sie immer bei Tag schlafe. Es wurde viel aufgetragen, aber nirgends Brot. – Der Bursche schrieb die Namen Jesus, Maria und Josef in das Buch und ein Kreuz in die Mitte.

d) Nur ein Bursche, der aus Missverständnis die falsche Formel: »Obä-n-üß und z'allä-n-Ortä-n-a!« aussprach . ... Der Teufel fragte: »Willst du dich auch in unsere Bruderschaft einschreiben lassen?« »Ja,« sagte der Bursche, »aber ich will mich selber einschreiben.«

Barbara Gisler, 80 J. alt. Attinghausen

e) Die Zauberformel lautet: »Obä-n-üß und niänä-n-a bis i d'Stadt Wiän!«

Andreas Fedier. 45 J. alt, Maderanertal

f) Der Spruch lautet:

»Salbe hiär und Salbe da,
Chämi üß und niänä-n-a!«

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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