Der Venediger im Arni-Loch

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

a) Mitten in der Alp Arni ob Engelberg ist das Arniloch, eine Höhle. Schon vor Jahrhunderten sprach der Volksglaube von den reichen Goldschätzen dieses Loches und Goldgräber aus Venedig sollen oft hier ungeheuern Reichtum erlangt haben. Einst kam auch ein solcher „Venediger" in die Alphütte zu Arni und verlangte von den Älplern einen Begleiter, um ins Arniloch zu steigen. Allein dieselben weigerten sich standhaft, bis ein junger Handbube hervortritt und keck erklärt, er wolle schon mit. Der Venediger nahm ihn mit, zündete vor dem Eingang in das Loch zwei Wachskerzen an und verbot dem Burschen bei Leib und Leben, was er auch sehen möge, kein lautes Wort zu reden. Darauf nahm er ein dickes, grosses Buch und fing an darin in einer fremden Sprache allerlei zu lesen. Plötzlich entstand ein furchtbares Knistern und Donnern in der Tiefe, so dass es dem Buben zu fürchten anfing. Der Italiener las fort, da steigerte sich aber das unterirdische Getöse immer mehr, bis dem Buben ein jäher Schrei des Schreckens entschlüpfte. Augenblicklich folgte ein furchtbarer Donner, der Knabe wurde aus der Höhle geschleudert und fiel in schrecklichen Sätzen über Felsen und Bäume in die Tiefe. Die am Ausgange der Höhle harrenden Älpler hatten ihn gesehen und den Donner gehört. Sie eilten ihm nach und trugen ihn für tot in die Hütte. Der Bube erholte sich aber und konnte das Verbot des Italieners und seinen Schrei erzählen, mehr war er nicht im Stande, er blieb zeitlebens ein sogenannter „Noggel" (Blödsinniger). Von dem Venediger wurde nie mehr etwas gesehen.

 

b) Das Arniloch hat 1667 Loretus untersuchen wollen. Mit viel Anstrengung hatte er es eben erreicht. Doch wie er vor der Höhle steht, da hört er einen Tumult und Menschenstimmen, während doch meilenweit niemand da sein konnte. Zugleich fielen von den Felsen Eiszapfen und Schneemassen in einer Menge auf ihn herab, dass er sofort den Rückzug ergriff.

 

Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.

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