Der Teufel schenkt ein Glöcklein

Land: Schweiz
Kategorie: Schwank

Auf einer Alp der Urkantone, wo gewöhnlich, weil Gemeingut, viele Hütten wie ein Dörflein beisammen sind, hatte man eine Kapelle für den sonn- und festtäglichen Gottesdienst, aber kein Glöcklein. Um nun früh genug zu kommen, so beeilten sich die Leute an jenen Tagen mit Aufstehen und den notwendigen Geschäften, und betraten dann sofort den Kirchweg. Gewöhnlich kamen sie eher zu früh als zu spät bei dem Gotteshaus an, welches sie andächtig beschritten, um bis zum Beginne des Gottesdienstes im Gebete zu verweilen. Da erschien einst ein reicher fremder Herr mit einem Führer in dieser Alp und hielt sich dort einige Tage auf. Beim Abschied zeigte er sich sehr befriedigt und versprach über einem Jahr wieder zu kommen mit einem Geschenk. Und als der Herr im andern Sommer anlangte - was brachte er dem guten Völklein mit? - Ein Glöcklein war 's, von hellem Klang. Das gab eine Freude, als es zum erstenmal Ave läutete! Den wohltätigen Herrn bewirteten sie aufs freundlichste mit süsser Alpenkost. Nichts ward gespart, geblähte Nidel, Kohlermuss, Burehögerli, Stunggäwerni, Kniesalb, Fusterli, Fusterlikossi, Zänzänä, (Gentianabranntwein) ward allda aufgewartet. Nach etlichen Tagen schied der noble Herr wieder hinweg und die Älpler beauftragten einen alten frommen Senn, dass er ihm den „Ehrenweg" antue. Der machte jedoch dazu ein schiefes Maul und hatte keine grosse Pracht mit seinem Auftrag, doch vollzog er ihn. Zum Herrn sprach er beim Abscheiden: „Ich kenne dich, du bist der böse Feind, läugnen hilft nicht. Aber sage, warum hast du uns die Glocke geschenkt? Ich beschwöre dich!" Und der Böse musste die Wahrheit gestehen, dass fortan die Leute auf den Glockenruf sich verlassen und in Folge davon nicht mehr so früh zur Kirche, ja oft zu spät kommen würden. Da werde manches Gebet unterbleiben. Gestand und verschwand

 

Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. 

Bei dieser Sage gibt es keine genaue Zuordnung zu einem der fünf Kantone. 

 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.

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