Ursis und Landlef

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Vor alte Zyte, es isch jetz über tuusig Jahr sit due, hät’s im Glarnerland anderst usgsieh as jez. D Linth isch überaal duregloffe, wo si hät welle; da und det isch es Tschuppeli Holzhüüsli gstande a dr Sunne und ab em Wasser und ab de Lauene. Fischer und Jeger sind dri deheimed gsi und arm Puure, wo öppen es Chueli oder ä paar Geiss kha händ. I de Weldere hät’s nuch Bäre und Wölf ggih und uff den Alpen obe Steibögg.

I der säbe Zyt isch emal ä fründe Maa i ds Glarnerland chu, wiit vu England här, und hät dene Puurlene und de Fraue und Chinde allerlei Gschichte-n-erzellt und ussemene schüüne Helgebuech vorgläse, vum Heiland und vum Liebgott und vu de Ängeli im Himel obe. Vu allem dem händ si nuch kä Hochschii kha. Und er hät ne prediget, si söled nümme an all das alt Züüg glaube we bis zueche; es gäb kä Haaggemanne i de Bäche und kä Nachtfeyer, und ds Vech wärdi nüd vu böse Geistere verhäxet und was si sust nuch alls glaubt händ. D Lüüt händ dem Maa gloset we d Schwii äm Füüh. Dr Sant Fridli – eso hät der Maa gheisse – isch au ä halbe Toggter gsi und hät ne ghulfe, woner hat chänne, und eso isch es dänggi käs Wunder, as si der Maa delengeri lieber im Land kha händ.

Ds Glarnerland hät i der säbe Zyt ä zwii Brüedere khört, das sind de sterchste gsi wiit und breit. Dr ei hät gheisse Ursis und der ander Landlef, und beed sind ledig gsi und händ kä Chind kha. Do isch dr Ursis chrangg worde, und eb er gestorbe-n-isch, hät er em Santfridli siini, eben äm Ursis siini Helfti vum Glarnerland vermacht und gseit, wenn er gstorbe sig, chäm er den alls ha und bhalte. Dr Landlef isch bi dem Handel derby gsi und hät dergliiche tue, er sig mit dener Verteilig einer Meinig. Es isch gar nüd lang ggange, so hät me der Ursis do richtig müese i ds Chilchelöchli tue. Wome due aber hät welle afuuh teile und dr Santfridli em Ursis si Helfti hät welle zhande nih, so hät’s der Landlef zeismal gruue, und er hät afuu muule, das gang de nüd und me wellne bschiisse. Und wil de beede nüd eis worde sind, sind si mitenand vore Richter.

Det händ si müese jede der ganz Handel erzelle, und der Landlef hät alls abbhauptet, was si am Totebett mit em Santfridli abgmacht kha händ. Im Gägeteil, dr Ursis heb än ihm alles zäme vermacht, hät der Landlef gseit, und vunere Verteilete sig kä Reed gsi. Der Fridli aber hät gseit we’s gsi isch und es sig truurig, as der eigi Brüeder jez hindedri allszäme verträäje well.

«Jänu», seit der Richter, wo si fertig gsi sind mit Rede, «Jänu! es isch halt jez äso: Vu rächtswäge cha nachem Glarnerrächt der Brüeder eerbe, und wänn der Fridli öppis anders will, so mos er ebe Züüge bringe chänne, wo bi dener Abmachig derby gsi sind. Ich gib ech jez e Munet Zyt und da chännd er ech beed bsinne, und nach emene Munet chämmer de wider zäme.»

Jez hät der Landlef schu tänggt, er heb’s gwunne; si siged ja nu ihre drii am Totebett binenand gsi, wo si der Handel abgmacht heiged, und eine dervu redi ja nümme. Äm Fridli zlieb wärdi dernüümödisch Härrgott woll der Ursis nümme ussem Grab undenufe chuh luh.

Der Fridli aber isch uf ds Grab vum Ursis und hät afuh bätte und hät so lang bättet: «Ursis! I Gotts liebe Name, stand uf und chumm sälber vor Gricht! Stand i Gotts Name uf und chumm!» bis das Totegripp zeismal zum Grab usekräsmet isch, und eso sind si do mitenand zum Richter.

Wo der Landlef de beede gsieh hät chu, so isch er fürchtig erschrogge und fraget das Gripp: «Bisch es du, Ursis?»

Und der Ursis seit: «Ja ich bis, Landlef! Worum lasch du mir im Grab unde kä Rueb und worum witt du äm Fridli das nüd luh, wonem ich uffem Totebett versproche ha?»

Uf das hi isch der Landlef äso erschrogge, das er mit allem iverstande gsi isch und em Fridli si eigene Teil vum Land gad au nuch ggi hät, und dernah isch er uf und drus, und mä hät ne niemih im Land gsieh. Eso hät der Santfridli ds Glarnerland überchuu, und woner do na villne Jahre sälber gstore-n-isch und kä Chind kha hät, so hät er alls äm Chloster Sägginge vermacht, und ds Land hät vu dett äwäg ä de Chlosterfraue äm Rhy unde khört, vil, vil Jahr lang.

 

Quelle: K. Freuler, H. Thürer, Glarner Sagen, Glarus 1953
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch

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