Warum das Flusspferd im Wasser lebt

Land: Nigeria
Region: Efik
Kategorie: Fabel/Tiermärchen

Alle wissen, dass das Flusspferd im Wasser lebt. Aber früher war das anders. Damals lebte das Flusspferd an Land und war einer der Könige der Tiere. Das Flusspferd hatte sieben grosse runde Frauen, die es sehr liebte und auf die es stolz war. Nur sie kannten seinen richtigen Namen, niemand sonst.
Einmal lud König Flusspferd alle Tiere zu einem Fest ein. Die sieben Frauen kochten feines Essen und schon bald kamen die Gäste und setzten sich alle hin. Doch noch bevor sie nach dem Essen greifen konnten, sprach König Flusspferd: »Ihr alle seid als meine Gäste gekommen. Doch ihr dürft nur vom Essen nehmen, wenn ihr meinen Namen kennt.»
Die Tiere schauten sich ratlos an. Keiner kannte den Namen von König Flusspferd und so mussten sie ohne zu essen und zu trinken wieder nach Hause gehen. Auch die Schildkröte machte sich auf den Heimweg, aber weil sie so langsam war, hörte sie, wie König Flusspferd lachend zu seinen Frauen sagte: «Eher werde ich im Fluss wohnen, als dass jemand meinen Namen errät!»
«Warte nur», dachte die Schildkröte, «ich werde es herausfinden!»
König Flusspferd ging jeden Morgen mit seinen sieben Frauen zum Fluss, um zu baden, der König voraus, die Frauen hinterher. Das wusste die Schildkröte. Am Abend ging sie zum Weg am Fluss und grub ein kleines Loch. Dann versteckte sie sich. Am nächsten Morgen machte sich König Flusspferd mit seinen Frauen auf den Weg zum Fluss, nur zwei Frauen waren etwas langsamer. Schnell kam die Schildkröte aus ihrem Versteck und schlüpfte zum Loch, so dass nur ihr Panzer herausschaute. Als die beiden Flusspferdfrauen vorbeikamen, stiess sich die eine ihren Fuss am Panzer der Schildkröte. Langsam humpelte sie weiter und rief König Flusspferd zu: «Isantim, warte, ich kann nicht so schnell laufen, ich habe mir den Fuss verletzt.»
Kaum waren sie vorbei, schlüpfte die Schildkröte aus ihrem Loch und ging zufrieden nach Hause.
Als König Flusspferd wieder zu einem Fest einlud, sprach er zu den Tieren: »Ihr alle seid als meine Gäste gekommen. Doch nur der darf vom Essen nehmen, der meinen Namen kennt.»
Da rief die Schildkröte: «Dein Name ist Isantim!»
Alle Tiere freuten sich, endlich durften sie essen, trinken und fröhlich sein!
König Flusspferd aber zog gleich am nächsten Tag mit seiner Familie zum Fluss und wohnt seitdem im Wasser. Nur nachts, wenn niemand ihn sieht, kommt er an Land um zu fressen.

Fassung Djamila Jaenike, nach: E. Dayrell, Folk Stories from Southern Nigeria, West Africa, New York 1910 unter dem Titel “The Affair of the Hippopotamus and the Tortoise; or, Why the Hippopotamus lives in the water”

Why the hippo lives in water

Everyone knows that the hippo lives in water. But it used to be different. Back then, the hippo lived on land and was one of the kings of the animals. The hippo had seven large round females, which it loved very much and was proud of. Only they knew his real name, no one else.

Once, King Hippo invited all the animals to a feast. The seven women cooked a delicious meal and soon the guests arrived and all sat down. But before they could reach for the food, King Hippo said: "You have all come as my guests. But you may only eat if you know my name."

The animals looked at each other, perplexed. None of them knew King Hippos' name and so they had to go home again without eating or drinking. The tortoise also made his way home, but because he was so slow, he heard King Hippo laughing and saying to his wives: "I'd rather live in the river than let anyone guess my name!"

"Just wait," thought the turtle, "I'll find out!"

King Hippo went to the river every morning with his seven wives to bathe, the king in front and the wives behind. The turtle knew this. In the evening, he went to the path by the river and dug a small hole. Then he hid. The next morning, King Hippo and his wives made their way to the river, only two women were a little slower. The turtle quickly came out of its hiding place and slipped into the hole so that only its shell was visible. As the two female hippos passed by, one of them bumped her foot on the turtle's shell. She hobbled on slowly and called out to King Hippo: "Isantim, wait, I can't run that fast, I've hurt my foot."

As soon as they had passed, the turtle slipped out of its hole and went home contentedly.

When King Hippo invited them to a feast again, he said to the animals: "You have all come as my guests. But only those who know my name may partake of the food."

The tortoise called out: "Your name is Isantim!"

All the animals were happy - at last they could eat, drink and be merry!

King Hippo, however, moved to the river with his family the very next day and has lived in the water ever since. He only comes ashore to eat at night, when no one can see him.

Fassung Djamila Jaenike, nach: E. Dayrell, Folk Stories from Southern Nigeria, West Africa, New York 1910 unter dem Titel “The Affair of the Hippopotamus and the Tortoise; or, Why the Hippopotamus lives in the water”, englische Fassung Lysander Jaenike ©Mutabor Märchenstiftung

In Nigeria, dem Land der Igbo, Yoruba und Hausa, werden über 500 Sprachen und Idiome gesprochen. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung lebt in grosser Armut und nach Bürgerkrieg, Hunger und dem Terror der Boko Haram, ist ein grosser Teil der Menschen auf der Flucht.

 

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