Das Kürbismädchen

Land: Libanon
Kategorie: Zaubermärchen

Es war oder es war auch nicht.

Es waren einmal ein Mann und eine Frau, sie waren arm und hatten nur ein einfaches Haus. Hinter dem Haus war ein Garten, da pflanzten sie Kürbisse an und verkauften sie auf dem Markt.

Einmal ging die Frau in den Garten und erntete Kürbisse. Es waren schöne, reife Kürbisse, grosse und kleine. Da seufzte sie und sprach: «Ach, hätte ich doch ein Kind, und wäre es nur ein Kürbis.»

Bald darauf wurde die Frau schwanger und als die Zeit der Geburt kam, gebar sie einen Kürbis.

Die Frau rief erstaunt aus: «Lieber Gott, du hast mich beim Wort genommen und so werde ich diesen Kürbis als Kind annehmen!»

Sie kümmerte sich gut um ihr Kürbiskind, wusch und pflegte es, und abends sang sie ihm Lieder vor:

Mein Kürbis, mein Glück
Geschenk des Himmels
Hoppli, Hoppla!

Morgens, bevor sie in den Garten und auf den Markt ging, stellte sie den Kürbis auf die Fensterbank in die Sonne.

Als sie am Abend zurückkam, war das Haus geputzt, die Wäsche gewaschen und das feinste Essen gekocht. «Wer hat die ganze Arbeit gemacht?», fragte die Frau. Doch niemand wusste etwas, und auch ihr Mann wunderte sich sehr.

So geschah es jeden Tag. Was die beiden nicht wussten: Kaum war der Kürbis allein, da öffnete sich die Schale, ein wunderschönes Mädchen kam heraus, putzte, wusch, kochte und sang dazu fröhliche Lieder. Bevor die Eltern zurückkehrten, schlüpfte sie wieder in den Kürbis, die Schale schloss sich und niemand wusste von dem Geheimnis.

Einmal aber kam der Königssohn am Haus vorbei. Er hörte eine Stimme, die so schön war, dass er ganz verzaubert war. Er ging näher und sah eine so wunderschöne junge Frau, wie er sie noch nie gesehen hatte.

Jeden Tag ging er nun zu dem Haus und so sah er einmal, wie das Mädchen in den Kürbis schlüpfte und darin verschwand.

Von da an konnte der junge Mann nicht mehr schlafen. Sein Herz fand keine Ruhe, und schliesslich ging er zum Haus zurück, klopfte an die Tür und bat: « Bitte schenkt mir euren Kürbis»

Die Frau sagte: «Aber das ist doch mein Kürbiskind, das gebe ich nicht her! Ich schenke euch einen anderen Kürbis.»

Doch der junge Mann gab nicht nach und so holte die Frau weinend  den Kürbis und übergab ihn dem Königssohn.

Dieser sprach: «Kürbismädchen, komm heraus!»

Doch es tat sich nichts.

«Kürbismädchen, komm heraus, ich will dich heiraten!»

Wieder tat sich nichts. Da nahm der Königssohn sein Schwert und rief: «Kürbismädchen, komm heraus, sonst bereite ich meinem Leben ein Ende!»

Da öffnete sich auf einmal der Kürbis und die junge Frau stieg heraus. Sie war so wunderschön, dass die Mutter vor Staunen sang:

Mein Kürbis, mein Glück
Geschenk des Himmels
Hoppli, Hoppla!

Der junge Mann umarmte das Kürbismädchen. Schon bald gab es ein grosses Hochzeitsfest, alle zogen zusammen in den Königspalast und lebten viele Jahre glücklich und zufrieden.

Fassung Djamila Jaenike, nach: «La fille-gourgette», in: N. Zoghaib, La Fille aux cendres. Contes du Liban, Paris 2010 © Mutabor Märchenstiftung.ch

The pumpkin girl

It was or it wasn't. Once upon a time there was a man and a woman who were poor and only had a simple house. Behind the house was a garden where they grew pumpkins and sold them at the market.
Once the woman went into the garden and harvested pumpkins. They were beautiful, ripe pumpkins, large and small. She sighed and said: "Oh, if only I had a child, even if it was just a pumpkin."
Soon after, the woman became pregnant and when the time came to give birth, she gave birth to a pumpkin.
The woman exclaimed in amazement: "Dear God, you have taken me at my word and so I will accept this pumpkin as a child!"
She took good care of her pumpkin child, washed and nursed it and sang songs to it in the evenings:

My pumpkin, my happiness
Gift from heaven!
Hoppli, Hoppla!

In the morning, before she went out into the garden and to the market, she put the pumpkin on the windowsill in the sun.
When she came back in the evening, the house had been cleaned, the laundry done and the most delicious meal cooked. "Who did all the work?" the woman asked. But no one knew anything, and her husband was also very surprised.
This happened every day. What they didn't know was that as soon as the pumpkin was alone, the shell opened and a beautiful girl came out, cleaned, washed, cooked and sang cheerful songs. Before her parents returned, she slipped back into the pumpkin, the shell closed and no one knew about the secret.
Once, however, the king's son passed by the house. He heard a voice that was so beautiful that he was completely enchanted. He went closer and saw a beautiful young woman, the likes of which he had never seen before.
He went to the house every day and one day he saw the girl slip into the pumpkin and disappear inside.
From then on, the young man could no longer sleep. His heart could not rest and finally he went back to the house, knocked on the door and asked: "Please give me your pumpkin"
The woman said: "But this is my pumpkin child, I'm not giving it away! I'll give you another pumpkin."
But the young man did not give in and so the woman tearfully fetched the pumpkin and gave it to the king's son.
He said: "Pumpkin girl, come out!"
But nothing happened.
"Pumpkin girl, come out, I want to marry you!"
Again nothing happened. Then the king's son took his sword and shouted: "Pumpkin girl, come out or I'll end my life!"
Suddenly the pumpkin opened and the young woman climbed out. She was so beautiful that her mother sang in amazement:

My pumpkin, my happiness
A gift from heaven!
Hoppli, Hoppla!

The young man embraced the pumpkin girl. Soon there was a big wedding feast, they all moved into the royal palace together and lived happily ever after for many years.

Fassung Djamila Jaenike, nach: «La fille-gourgette», in: N. Zoghaib, La Fille aux cendres. Contes du Liban, Paris 2010, englische Fassung L. Jaenike © Mutabor Märchenstiftung.ch

Libanon liegt am Mittelmeer, grenzt an Syrien und Israel und hat seinen Namen von den weissen Gipfeln der Gebirgskette, die sich über 160 km parallel zur Küste erstreckt. Es ist das einzige Land im arabischen Raum, das keine Staatsreligion festgelegt hat. Dadurch ist es geprägt durch ein Nebeneinander zahlreicher Religionen, was auch in der Regierung repräsentiert wird. Auf Unabhängigkeit und drei Jahrzehnte Stabilität folgten Bürgerkrieg, Terroranschläge und Wirtschaftskrise. Dreiviertel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Hunger und Arbeitslosigkeit beherrschen den Alltag. Libanon weist von allen Staaten der Welt die höchste Flüchtlingszahl auf. Grösstenteils vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflüchtete Menschen,  seit Herbst 2023 vermehrt Menschen aus Palästina.

 

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