Küchenschabe zu verkaufen

Land: Kongo
Region: Yansi
Kategorie: Formel-/Kettenmärchen

Ein Junge, der bei seiner Mutter lebte, verspürte eines Tages Hunger. Er sagte zu seiner Mutter: «Backe mir Maniokbrote, denn morgen will ich in die Stadt gehen.»
Seine Mutter fragte ihn: «Was willst du dort?»
Der Junge antwortete: «Ich will meine Waren verkaufen», und er fing eine riesige alte Küchenschabe, steckte sie in einen Sack, dazu Maniokbrote und ging fort.
Unterwegs schlief er in einem Dorf, am nächsten Morgen ging er weiter. Er kam in ein anderes Dorf. Dort bekam er Durst und bat um Wasser. Man gab ihm Wasser. Dann fragte ihn die Frau, die ihm Wasser gegeben hatte: «Wohin gehst du?»
Der Junge antwortete: «Ich gehe meine Küchenschabe in der Stadt verkaufen.»
Die Frau wunderte sich und fragte: «Wie kann man eine Küchenschabe verkaufen?»
Der Junge antwortete: «Man verkauft sie, und kauft sie.»
Während er Wasser trank, kam ein Hahn und frass seine Küchenschabe. Als der Junge das sah, weinte er und schluchzte: «O weh! O weh! Meine Mutter hat mir die Küchenschabe gegeben, für sie sollte ich sie verkaufen; sie braucht das Geld, und nun hat dieser eklige Hahn meine Küchenschabe gefressen!»
Daraufhin fingen ihm die Leute eine andere Küchenschabe, aber die wollte er nicht: «Ich will meine Küchenschabe wieder, die, die meine Mutter mir zum Verkaufen gegeben hat!»
«Aber», antworteten die Dorfleute,«wo sie doch nun in dem Hahn ist!»
«Dann müsst ihr mir eben den Hahn geben!»
Nach langem Hin und Her wurden die Dorfleute es leid und schenkten dem Jungen den Hahn. Er nahm ihn mit ins nächste Dorf. Dort stürzte sich ein grosser Hund auf ihn und verschlang den Hahn mit einem Haps.
«O weh! O weh!», heulte der Junge, «rneine Mutter hat mir den Hahn zum Verkaufen gegeben, was soll ich jetzt machen?»
Die Dorfleute hatten Mitleid mit ihm und brachten ihm einen anderen Hahn. Er lehnte ab: «Ich will nur den, den ich von meiner Mutter habe.»
«Aber der ist doch im Bauch dieses Hundes!»
«Dann will ich den Hund mitnehmen!»
«Na gut, dann nimm ihn eben mit; er soll dir gehören.»
Und er nahm den Hund mit.
Sie gingen ein ganzes Stück bis zum nächsten Ort. Dort trafen sie auf eine Ziege, die gerade Junge bekommen hatte, die sie schützen wollte. Sie stürzte sich auf den Hund und stiess ihm ihre Hörner so fest in den Schädel, dass der arme Hund tot zusammenbrach.
Und der Junge fing an zu jammern: «Was für ein Unglück! Der arme Hund! Meine Mutter hat ihn mir anvertraut! Wie soll ich ihr erklären, dass er jetzt tot ist! Gebt mir meinen Hund wieder!»
Die Dorfleute konnten ihm keinen Hund als Ersatz geben, dafür bezahlten sie ihm eine Entschädigung und schenkten ihm obendrein die Ziege mit ihren Jungen. Er ging Ziege und Zicklein verkaufen, und von all dem Geld, das er nun besass, kaufte er Haushaltsgeräte und Stoffe, eine Nähmaschine und ein Fahrrad.
Das alles brachte er seiner Mutter. Diese war völlig verdutzt und bewunderte so viel plötzlichen Reichtum. Sie fragte ihn, wie er das gemacht hätte, wo er doch nur eine Küchenschabe von zu Hause mitgenommen hatte, dass er nun mit so vielen Kostbarkeiten nach Hause gekommen war.
«Siehst du», erklärte der Junge, «die Küchenschabe hat Junge bekommen. Du hättest dich nicht über die angeblich unverkäufliche Ware lustig machen sollen!»
Er gründete eine schöne Familie, wurde eine Respektsperson in seinem Dorf und vollendete dort sein Leben in unbestrittenem Wohlstand und Ansehen, von seiner Mutter geliebt, von allen geehrt. Das ist das Ende der Geschichte.

Aus: Kindermärchen aus aller Welt © Mutabor Verlag

Cockroach for sale

A boy who lived with his mother felt hungry one day. He said to his mother: "Bake me some cassava bread, because tomorrow I want to go into town."

His mother asked him: "What do you want there?"

The boy replied, "I want to sell my goods," and he caught a huge old cockroach, put it in a sack, added some cassava bread and left.

On the way he slept in a village and the next morning he continued on his way. He came to another village. There he became thirsty and asked for water. They gave him water. Then the woman who had given him water asked him: "Where are you going?"

The boy replied: "I'm going to sell my cockroach in the town."

The woman was surprised and asked: "How can you sell a cockroach?"

The boy replied, "You sell it and buy it."

While he was drinking water, a rooster came and ate his cockroach. When the boy saw this, he cried and sobbed: "Oh dear! Oh dear! My mother gave me the cockroach, I was supposed to sell it for her; she needs the money, and now this disgusting rooster has eaten my cockroach!"

The people then caught him another cockroach, but he didn't want it: "I want my cockroach back, the one my mum gave me to sell!"

"But", the villagers replied, "now that it's in the rooster!"

"Then you'll just have to give me the rooster!"

After much toing and froing, the villagers got fed up and gave the boy the rooster. He took it with him to the next village. There, a large dog pounced on him and devoured the rooster in one gulp.

"Oh dear! Oh dear!" howled the boy, "my mum gave me the rooster to sell, what am I supposed to do now?"

The villagers took pity on him and brought him another rooster. He refused: "I only want the one I got from my mum."

"But it's in this dog's belly!"

"Then I want to take the dog with me!"

"Fine, then take him with you; he should be yours."

And he took the dog with him.

They walked a long way to the next village. There they came across a goat that had just given birth and wanted to protect it. She pounced on the dog and thrust her horns so hard into his skull that the poor dog collapsed dead.

And the boy began to wail: "What a misfortune! The poor dog! My mum entrusted him to me! How am I supposed to explain to her that he's dead now! Give me my dog back!"

The villagers couldn't give him a replacement dog, so they paid him compensation and gave him the goat and her kids as a present. He went to sell the goat and kids, and with all the money he now had, he bought household appliances and fabrics, a sewing machine and a bicycle.

He brought it all to his mother. She was completely taken aback and marvelled at his sudden wealth. She asked him how he had done this when he had only taken a cockroach from home and had now come home with so many treasures.

"You see," the boy explained, "the cockroach has had babies. You shouldn't have made fun of the supposedly unsaleable goods!"

He started a beautiful family, became a respected figure in his village and completed his life there in undisputed prosperity and prestige, loved by his mother, honoured by all. That's the end of the story.

Aus: Kindermärchen aus aller Welt, Mutabor Verlag, englische Fassung Lysander Jaenike ©Mutabor Märchenstiftung

Die Demokratische Republik Kongo gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Über hundert bewaffnete Gruppen mit ihren blutigen Kämpfen sorgen für Fluchtbewegungen von mehr als fünf Millionen Menschen und damit für Hunger, Not, Krankheiten und Traumata.

 

 

 

 

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