Es lebte einmal ein Bauer, der mit dem Wetter nie zufrieden war. Da traf es sich, dass Gott auf Erden wandelte und am Feld des Bauern vorbeikam, der gerade Weizen säte. Sie kamen ins Gespräch und der Bauer sagte: «Du bist Gott und hast die Erde erschaffen, das ist grossartig. Aber ein guter Bauer bist du nicht, das muss ich dir sagen. Du kennst nicht einmal die einfachsten Grundregeln. Von mir könntest du noch einiges lernen. Wenn ich zum Beispiel das Wetter machen würde, liesse ich es immer im rechten Moment regnen, und dann würde ich wieder die Sonne scheinen lassen, so dass der Weizen gut wächst.»
«So sei es», sprach Gott, «ein Jahr lang sollst du das Wetter machen und kannst es ganz so erbitten, wie du es willst.»
Der Bauer freute sich, und in den nächsten Wochen erbat er sich mal Regen mal Sonnenschein, ganz so, wie es ihm recht erschien. Der Weizen wuchs, wurde gross und goldgelb und endlich war der Tag der Ernte da. Aber was war das? Der ganze schöne Weizen war leer. Kein einziges Korn war darin. Verzweifelt stand der Bauer vor den tauben Ähren, als Gott wieder vorbeikam. «Nun, Bauer, wie ist die Ernte geworden?», fragte er.
Da jammerte der Bauer und sagte: «Ich habe alles nach bestem Wissen gemacht. Habe es regnen lassen und Sonnenschein bestellt, aber der Weizen ist leer.»
«Du hast eins nicht beachtet», sagte Gott, «du hast Sonne und Regen bestellt, aber den Wind, den der Weizen braucht, den hast du vergessen.»
Seit diesem Tag überliess der Bauer das Wettermachen ohne Murren wieder dem lieben Gott.
Aus: Pflanzenmärchen aus aller Welt, © Mutabor Verlag
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch