Das nächtliche Käsen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

In einer schönen Voralp zu Giswil, der Name trägt nichts zur Sache bei, logierten vor nicht langen Jahren drei Burschen, welche in der Nähe Wurzeln und Kräuter sammelten. Die eigentlichen Älpler waren zu dieser Zeit auf der Hochalp und somit konnten diese drei ungehindert in der grossen schönen Hütte verkehren. Tagsüber waren sie in den Klüften und Wäldern rätig und kehrten erst abends spät in die Hütte zurück. Nach einem einfachen Abendbrot redeten und plauderten sie oft noch eine Weile über gleichgiltige Dinge, bis sie auf die Daster gingen und sich zur Ruhe legten. Wie sie aber das Licht gelöscht hatten, knarrte in der Hütte drunten der Turner und sprotzelte das Holz. Da diese Burschen keine Kopfhänger und Furchthansen waren, zündeten sie die Laterne an und gingen wieder hinunter, da sie meinten, sie hätten vielleicht das Feuer zu wenig gelöscht. Der Turner stand wie zuvor, und da sie glaubten, die Lust könnte ihn noch hin und her bewegen, sperrten sie einen grossen Tannast gegen denselben. Kaum waren sie wieder in die Daster zurückgekehrt, so ging das Knarren und Sprotzeln von neuem los, und so alle Abend so lange sie dort logierten. Sie achteten es kaum mehr.

Einmal, es war Sonntagabend, waren sie extra länger als gewöhnlich in der Hütte geblieben bis gegen zwölf Uhr nachts, um zu sehen, was geschehe und siehe, sobald sie auf der Daster waren, ging das Käsen wieder lustig los. Einer von diesen dreien rief einmal herunter, er solle ihnen auch Suifi grächä, weswegen er von den andern einen Verweis erhielt.

Mitte August wars, als einmal ein Bauer, der in diese Hütte gehörte, mit Frau und Kind vom Wetter überrascht wurde und sich dahin flüchtete, um zu übernachten. Lange unterhielten sich die Wurzelgräber mit diesen Leuten, bis man endlich zur Ruhe ging. Und nun ereignete sich das gewohnte Spiel. Die Wurzelgräber sagten nichts, und nun ging der Bauer hinunter, um nachzusehen. Das gleiche Resultat! Die drei Burschen verheimlichten die Sachlage, um Frau und Kind nicht zu ängstigen; aber am Morgen sagten sie es dem Bauer, den die Sache sehr interessierte.

Einmal waren alle im ersten festen Schlafe, da wurden sie aufgeschreckt, denn es war zu hören, als ob eine ganze Herde Schweine bei der Tränke wären. Sie schauten nach der Zeit — es war präzis zwölf Uhr Mitternacht. Weitere Ungelegenheiten sind diesen Burschen nicht widerfahren. Im Herbst haben sie zum Trost der armen Seelen eine hl Messe lesen lassen.

Aus: Franz Niederberger Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, Sarnen 1924. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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