Das Frieren der armen Seelen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Im Riedacher zu Giswil, zur Zeit des Kirchenunterganges das Kaplanenhaus genannt, lebte vor nicht allzulanger Zeit ein schlichter, gottesfürchtiger Mann, Balz- Sepp geheissen. Ehrlich schlug er sich durch die Welt, und bei all seiner magern Kost war er zufrieden, denn er hoffte, einstens ein besseres Jenseits zu erlangen.

In grimmig kalten Wintertagen hatte der alte Mann Stubenfeiertag, und seine einzige Beschäftigung war das Heizen seines Stubenofens. So traf es sich einst, dass es ausserordentlich kalt war, der Boden gixte und die Bise wehte, so dass man recht vorsorglich war im Öffnen von Türen und Gemächern. Unser Balzsepp heizte wieder recht wacker und erwärmte sich vor dem Ofen an der glimmenden Glut. Es müssen schlechte Gedanken ihn nicht beschlichen haben, denn es erwachte in ihm das mitleidige Gefühl, wie der liebe Gott die Sünden der Abgestorbenen mitunter durch entsetzliche Hitze, wie auch durch übergrosse Kälte, die diese dann wandelnd auszustehen haben, bestrafe, und in aufrichtigem Erbarmen öffnete er die Haustüre und rief allen guten, kälteleidenden armen Seelen, sich hier zu erwärmen, jedoch ihm und seinen Hausgenossen ohne Schaden. Und es füllte sich die Küche, die Stube, ja alle Räume und immer wollten neue Scharen abgeschiedener Seelen hereinströmen, um sich zu erwärmen. Der gute Balzsepp sah sich gezwungen, Einhalt zu gebieten und hat nachherige Einladungen nur mit, Bedingungen erlassen.

Aus: Franz Niederberger Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, Sarnen 1924. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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