Die Kirche von Meltingen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Meltingen, im Amte Thierstein, liegt in einem Gebirgswinkel, dem die ihn bildenden, waldigen und triftenreichen Berghöhen eine gewisse Anmut geben. Dieser Ort gehörte früher den Herren von Gilgenberg. Das Schloss Gilgenberg stand, umgeben von Bergen, nahe bei Nunningen auf einem steilen Felsen und hatte Mauern von ausserordentlicher Dicke. In der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts besassen Johann Hymer, Ritter, und Barbara von Breitenlandenberg die Herrschaft, die sie 1527, den 30. Weinmonat, an Schultheiss und Rat von Solothurn verkauften. Eines Tages verlor diese gottesfürchtige Ehefrau durch einen für die Umgegend so segensreichen Wind den Schleier von ihrem Haupte. Vergeblich suchte man lange und überall, bis ein Jahr später sie wieder in der Gegend von Meltingen lustwandelte. Plötzlich rief ein noch unschuldiges Mädchen in ihrem Gefolge: «Sehet da, Gnädige Frau, Euren Schleier!» Und wirklich, der Schleier war gefunden und bedeckte ein liebliches Marienbild, das in einem Holunderstrauche verborgen da lag. Barbara, auch Agatha genannt, von Breitenlandenberg verstand diesen Fingerzeig der Vorsehung, liess am nämlichen Orte auf einer steilen Anhöhe ein Gotteshaus bauen und das jungfräuliche Bild in demselben aufstellen. Das fromme Ehepaar steuerte die Kirche reichlich aus, vermachte ihr schöne Einkünfte und legte so den Grund zu einer künftigen Pfarrei, deren Loskauf von Oberkirch, wohin Meltingen pfarrgenössig war, sie jedoch nicht erlebten.

Noch immer ist das Marienbild mit einem Überreste genannten wunderbaren Schleiers bekleidet, und an ihrem Altare pranget ein lateinischer Vers, der auf deutsch lautet:

«Allmächtig, Jungfrau, wie dein Sohn, Ist deine Fürbitt vor dem Thron»

Auch der Holunderstrauch, in welchem das Bild gefunden worden, ward lange in Ehren gehalten, bis er zur Zeit der französischen Staatsumwälzung ausgereutet worden. Und als in späteren Jahren am nämlichen Orte auf dem Gottesacker wieder ein solcher zu wachsen anfing, wurde er mit einem Hage umgeben, teils zur dankbaren Erinnerung, weil hierauf die Gründung der Pfarrei sich stützt, teils auch einer baldigen künftigen Verdorrung vorzukommen. Die Pilger brechen sich zum Angedenken Zweige ab und nehmen diese nach Hause.

Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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