Der Hirsch am Hülzistein

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Zwischen dem Dornacherberg und Gempen liegt ein Wald. Kein Jäger durfte hier jagen, weil es Bannwald war. Ein junger Mann aus Gempen konnte es nicht lassen, dort bei Nacht zu jagen. Er war schlau, und kein Wildhüter kam ihm auf die Schliche. Einmal bei Neumond lag der Wilderer bei der Ruine Hülzistein auf der Lauer. Wie er so in stockfinsterer Nacht im Gebüsch stand, hörte er ein Geräusch, das immer lauter auf ihn zukam. Es war ein Trampeln und Donnern von Hufen, als käme eine Herde Rinder daher gejagt. Mit einem Male wurde es taghell. Geblendet schloss der Wilderer die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er einen schneeweissen Hirsch mit einem mächtigen Geweih, der vor ihm das Gebüsch durchbrach. Auf seinem Rücken sass eine Jungfrau. Sie lächelte, und er konnte kein Auge von ihr lassen. Seine Flinte fiel zu Boden. Er kam erst wieder zu sich, als der Hirsch verschwunden war. Geblendet tastete er sich den Bäumen entlang und fand lange nicht aus dem Wald heraus. Erst als auf der Dornacherbrücke die Betzeitglocke läutete, fand er nach Hause. Noch lange Zeit danach musste er seine Augen schonen. Doch kaum war er geheilt, packte ihn von neuem das Jagdfieber. In einer sternenklaren Nacht legte er sich bei der Ruine Hülzistein auf die Lauer. Lange musste er nicht warten. Zuerst hörte er Huftritte und dann brach der mächtige weisse Hirsch aus dem Gebüsch. Dieses Mal trug er keine Jungfrau. Der Jäger riss seine Flinte hoch.

Da zuckte ein flammender Blitz auf, dem ein grollender Donnerknall folgte. Der Wilderer griff sich an die Augen und fiel nieder. Er riss die Augen weit auf. Aber nicht einmal das Flimmern der Sterne konnte er sehen. Die Augen brannten von Feuer versengt. Tastend riss er feuchte Blätter ab und legte sie über die Augen. Doch es blieb Nacht um ihn. Stolpernd und kriechend versuchte er den Waldrand zu erreichen.

Am anderen Tag fand eine Bäuerin den Jäger bewusstlos auf offenem Feld. Mit Hilfe eines Knechtes trug sie ihn nach Hause. Dort lag der Jäger noch drei Tage, bis der Tod ihn ereilte.

Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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