„Das hat wieder das Bezresi gemacht", so klagten vor etwa 60 Jahren die Leute von Giswil und Umgebung, wenn sich etwas ungerades im Stalle ereignete oder die Kinder voller Läuse wurden. Ein kurioses Rest war es, wie es so klein und buckelig, auf einen Stock gestützt, daherwackelte und — den linken Arm immer verbunden, von Haus zu Haus sein Almosen suchte. Kam es dazu, wo man metzgen wollte, so konnte man das Tier beinahe nicht töten; schaute es in einen Stall, so erwarfen die Kühe; und an Orten, man es trotzig abfertigte, konnte man sich gefasst machen, dass einem am Sonntag in der Kirche die Läuse über den Tschoppen spazierten. Stellte man hinter die Haustüre einen Schmalbesen zuderobsi so war diese Hexerei zu Ende und es suchte dieses Hindernis zu beseitigen, sobald es konnte.
An einem kalten Wintertage fand man das arme Geschöpf verhungert und erfroren im Schwandbachwäldchen bei Wylen an; es muss allem Anscheine nach jedenfalls schon lange tot gelegen sein, denn die Vögel hatten ihm schon die Augen ausgehackt. Allgemein atmete man erleichtert auf, als der Tod dieser gefürchteten Hexe bekannt wurde.
Ein vorwitziger Bursche, der einst das Rest neckte, wurde gstungget voll Läuse. Kaplan Bieler hat ihm geraten, dieselben in ein Doktorgutterli hineinzupraktizieren, dasselbe fest zu verschliessen und wenn dann die Hexe noch nicht komme, die Läuse in einem Feuerkellen zu rösten. Das Gutterli half nicht, hingegen, wie der Bursche das Rösten probieren wollte, erschien auf einmal das Bezresi unter der Türe und bat ums tusigsgottswillen dies nicht zu tun, es wolle ihm gewiss nie mehr so etwas anrichten. Und auch die Läuse sollen augenblicklich verschwunden sein. Im Läuse anhexen soll auch das Dieppigentreneli Vorzügliches geleistet haben.
Einmal hat Bezresi ein furchtbares Hagelwetter heraufbeschworen, die Laui toste unheimlich und das Unglück schien über den Grossteilerboden hereinbrechen zu wollen; da ertönte auf einmal die grosse Glocke in der Kapelle St. Anton im Grossteil und gebannt war das Unwetter. Zornig rief Resi aus: „Das St. Antoni Hundli bellt".
Aus: Franz Niederberger Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, Sarnen 1924. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch