Die Teufelsburdi

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Vor vielen hundert Jahren, als auch im Emmental der christliche Glaube festen Fuss zu fassen begann, entstanden viele Kirchen. Auch die Leute von Biglen hatten den Bau eines Gotteshauses beschlossen.

‏Da bot ihnen der Teufel seine Hilfe an. Zur Errichtung der Fundamente benötigten die Bauleute ein dauerhaftes Gestein. Nun lag damals in dem Flussbett der Emme zu Lützelflüh ein mächtiger Felsblock, der wohl an die hundert Zentner wog. Der hätte ihnen für ihre Kirche sehr wohl gedient. Der Teufel anerbot sich, den Stein zur Stelle zu schaffen, unter der Bedingung, dass das Gotteshaus, sobald es fertiggebaut sei, ihm gehöre.

‏Den Biglern, die seine Hilfe beim Bau der Kirche angenommen hatten, war nun doch bei dieser Abmachung nicht ganz wohl. Um den Teufel um seinen Lohn zu prellen, verlangten sie von ihm, dass er den Block in einer Nacht von Lützelflüh nach Biglen trage, ohne seine Last ein einziges Mal niederzulegen.

‏Der Böse willigte ein. Zur abgemachten Stunde erschien er in Lützelflüh und mit ihm drei Männer von Biglen, die seine Arbeit überwachen sollten.

‏Mit feurigen Krallen ergriff der Grüne den riesigen Block und schwang ihn auf seinen Nacken. Mühsam buckelte er den Stein taleinwärts bis nach Obergoldbach. Unter Aufbietung seiner ganzen Kraft trug er von dort seine Last den steilen Weg bergan. Im Walde auf dem Bergrücken, der das Tal des Goldbachs von dem der Biglen scheidet, bat er seine Begleiter, sie möchten ein Einsehen haben und ihm gestatten, seine Bürde für einen Augenblick niederzulegen. Es sollte gewiss ihr Schaden nicht sein. Aber die drei Bigler blieben hart und erinnerten den Teufel an sein gegebenes Wort. Sie trieben ihn an, seinen Weg zu vollenden.

‏Die Wasserscheide war erreicht. Schon erblickte man drunten im Tal im bleichen Mondlicht die ersten Häuser von Biglen. Da brach der Teufel, erschöpft von der grossen Anstrengung, unter seiner Last zusammen. Mit den wütend ausgestossenen Worten «Cheib du!» liess er den Block fallen und verschwand spurlos. Nur ein hässlicher Schwefelgeruch blieb als Spur von ihm zurück. Leichten Herzens zogen die drei Bigler heimwärts und verkündeten ihren bange wartenden Mitbürgern, was sich zugetragen. Die Kirche von Biglen wurde dann auch ohne des Teufels Hilfe gebaut. Aber noch heute kann man den Block sehen, den das Volk Teufelsburdi benannt hat. Und bis auf den heutigen Tag heisst der Bergübergang zwischen Obergoldbach und Biglen der «Cheib».

Aus: P. Keckeis, M. Waibel, Sagen der Schweiz. Bern, Zürich 1986.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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