Der Ritter von Grimmenstein

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Auf einem der Wynigenberge im untern Emmental stand vor alten Zeiten die Burg Grimmenstein. Der letzte Ritter von Grimmenstein war ein leidenschaftlicher Jäger. Selbst an Festtagen konnte er das Weidwerk nicht lassen. An einem Sonntag, als er sich wieder zur Jagd rüstete, bat ihn seine Gattin inständig, daheim zu bleiben. «Die vergangene Nacht», so fuhr sie fort, «quälte mich ein wüster Traum. Ich sah dich einen prächtigen Hirsch mit drei Jungen jagen. Wie du auf ihn legtest, hast du nicht den Hirsch, sondern mich und deine drei Söhne getötet. » Auch diese Worte vermochten den Ritter nicht von dem Weidwerk abzuhalten.

‏Der Vormittag verstrich nicht ohne reiche Beute, aber noch fehlte der von ihm so sehr gewünschte Hirsch.

‏Am Nachmittag verzog sich die Jagd auf eine Waldwiese mit saftigem Gras und Wasser. Eine Hirschkuh weidete dort mit drei Jungen. Sogleich griffen die jungen Hunde an. Das Wild aber floh nicht. Schirmend stellte sich die Hirschkuh vor ihre Jungen und wehrte die wilde Meute ab. In wenigen Augenblicken sanken die Jungen, von wohlgezielten Pfeilen getroffen, blutend ins Gras. Länger hielt die Hirschkuh stand, aber auch sie fiel durch das Geschoss des Ritters.

‏Da stieg der Waldgeist, der Beschützer des Wildes, aus der Erde hervor und rief: «Nur gemach, die Tiere sind schon gerächt!» Damit verschwand er.

‏Vor Schrecken starr standen die Jäger, bis sich der Herr von Grimmenstein ermannte und in seine Burg zurückritt. Im Gemach fand er seine Gattin und an ihrer Seite drei Söhne tot, von seinen eigenen Pfeilen durchbohrt. Da stiess er sich selbst das Schwert in die Brust.

‏Zerfallen liegt Grimmenstein, die Feste des wilden Jägers. Bricht aber Krieg oder Pest ins Land, dann steigt der Ritter aus seinem Grabe. Dreimal stösst er ins Horn, fährt dann brausend und tobend durch die Luft und ruft Knappen und heulende Hunde. Angstvoll wirft sich der Bauer zur Erde, wenn er die wilde Jagd kommen hört.

Aus: P. Keckeis, M. Waibel, Sagen der Schweiz. Bern, Zürich 1986.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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