Der Mantel Wernhards von Strettlingen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Einst kam der Teufel als Pilger verkleidet auf das Schloss Strettlingen. Schlossherr Wernhard erbarmte sich seiner und sandte ihm seinen eigenen Mantel, dass er sich die Blösse decke. Am andern Morgen war der Pilgrim mit dem Mantel verschwunden. Darauf geschah es, dass Herr Wernhard nach dem Berge Garganum in Italien wallfahrtete. Bevor der Ritter aber seine heilige Reise antrat, brach er seinen Ring in zwei Hälften. Die eine gab er seiner Gemahlin Susanna, die andere aber behielt er selbst und sagte: «Wenn du die Hälfte wiedersiehst, wird es dir ein Zeichen sein, dass ich noch am Leben bin. Fünf Jahre längstens sollst du meiner Rückkehr warten. Bin ich nach dieser Zeit nicht zurück, so bist du deiner Gelübde ledig.»

‏Auf seiner Rückkehr vom heiligen Orte, da ihm Sankt Michael eigenhändig ein Stück seines Mantels wieder zurückgegeben hatte, wurde nun der Herr von Strettlingen gefangen genommen und lag vier Jahre in einem Kerker zu Lamparten. Hier erschien ihm eines Abends plötzlich ein Unbekannter, der ihm den Rest seines Mantels wieder gab. Es war der Teufel, den Sankt Michael geheissen, den Ritter wieder in seine Heimat zu führen. Der Teufel hob den Ritter sanft vom Boden auf und brachte ihn in wenigen Augenblicken heil und unbeschädigt nach seinem Schloss am Thunersee. Als Wernhard ins Schlosstor trat, waren alle Fenster hell erleuchtet, denn drinnen wurde ein Fest gefeiert. Herr Wernhard gab sich für einen fahrenden Spielmann aus. Er wurde an die Tafel geladen, an welcher soeben das Hochzeitsmahl der Frau Susanna mit einem fremden Herrn gehalten wurde. Da warf der Ritter in den Becher, aus welchem seine Frau trinken sollte, den halben Ring. Als nun seine Gattin den Becher hob, sah sie den Ring. Sie erbleichte, dann weinte sie vor Freuden. Als sie die beiden Hälften aneinander hielt, rief sie: «Mein Gemahl ist wiedergekehrt. Nun kann mich keiner zur Ehe zwingen! » In diesem Augenblicke gewahrte sie Ritter Wernhard und lief weinend in seine Arme.

 

Aus: P. Keckeis, M. Waibel, Sagen der Schweiz. Bern, Zürich 1986.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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