Der Unglücksvogel

Land: Schweiz
Region: Franches-Montagnes
Kategorie: Sage

Als die Pest im Jura wütete, sahen einige einen grossen schwarzen Vogel. Er breitete seine Schwingen über den Jura aus, flog von Les Bois nach Saignelégier, und wo er hinkam, starben Menschen und Tiere.

Er traf Junge und Alte, Männer und Frauen, Arme und Reiche. Es gab große Gräber, in die die letzten Überlebenden ihre Toten trugen und mit wenigen Worten begruben.

Auch die Frau des Ritters auf der Burg Plejouse starb an der Pest und fand in dem großen Grab ihre letzte Ruhe.

Zurück blieben der Ritter und seine Kinder, die alle überlebten. Doch die Trauer des Ritters war so groß, dass er keine Freude mehr am Leben fand. Er zog sich in eine dunkle Kammer zurück, wollte niemanden sehen und gab sich seinem Kummer hin. Es war still und kalt in der Burg, nur das Weinen des Burgherrn drang durch die Mauern.

So vergingen einige Monate. Eines Nachts, als die Kapelle die Mitternachtsstunde schlug, hörte der Ritter ein Klopfen an seiner Kammer. Er stand auf und als er die Tür öffnete, stand im silbernen Mondlicht der heilige Josef mit dem Jesuskind auf dem Arm vor ihm und winkte ihn zu sich. Der Mann folgte dem Heiligen, der ihn in die Schlosskapelle führte. Dort stand vor dem Altar eine Gestalt in einem weißen Leichentuch. Der Ritter seufzte: Es war seine eigene Frau. Sie sah ihn an und sagte: «Mein lieber Mann, lass die Toten ruhen und wende dich wieder den Lebenden zu, damit ich meine Reise in den Himmel antreten kann. Hast du nicht Kinder, die leben und einen Vater brauchen? “

In diesem Moment verschwand die Erscheinung. Der heilige Josef stand wieder als Statue in der Kapelle, das Jesuskind auf dem Arm, der Platz vor dem Altar war leer. Schweigend kehrte der Mann in sein Zimmer zurück. Doch von diesem Tag an kümmerte er sich wieder um seine Kinder, das Leben kehrte zurück auf die Burg.

Auch der schwarze Vogel war weitergezogen. Bald sah man nichts mehr von ihm, nur noch die Spur der Kreuze und die Erinnerung der Lebenden an die, die der Pestvogel mitgenommen hatte.

Nach "L' oiseau de malheur", aus: Joseph Beuret-Frantz, Sous les vieux toits, Légendes et contes jurassiens. Porrentruy, 1949. Aus dem Französischen übersetzt, und neu gefasst unter Mitwirkung von Michèle M. Salmony Di Stefano © Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch

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