Die seltsamen Füchse

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Ein Mann von Mezzaselva, Namens Xander (Alexander) Florin ging mit seinem Bruder nach der Alpe Pardenn um den Füchsen aufzupassen. Was sie suchten, fanden sie auch. Eine grosse Menge Füchse tanzten auf dem Pardenner-Boden umher. Zwei Derselben besonders zogen die Aufmerksamkeit der Jäger auf sich, indem Einer Derselben den Andern heftig prügelte, biss und kratzte, und dann mit einem Stricke ihn an einen Baumstumpen band. Auf einmal waren aber auch alle Füchse fort, wie weggeblasen, nur der Angebundene blieb zurück. Die beiden Jäger gingen zum Gefangenen hin, und da sprach der Xander zu seinem Bruder: »Sind die Andern Alle fort, so lassen wir den da auch laufen.« - Sie wollten den Fuchs losbinden, aber Derselbe fing an, wie ein Mensch zu reden, und sprach: »Haut den Strick ganz nahe am Stumpen ab.«! Xander tat so, und sagte: »So laufe in Gottes Namen.« Und wie geflogen war kein Fuchs mehr zu sehen. - Die Jäger kehrten leer heim, vergassen mit der Zeit auch diese sonderbare Geschichte. -

Da führten Geschäfte den Xander einmal nach der untern Schweiz, und er kam in ein Dorf, wo, weil zufällig Markttag, alle Herbergen besetzt waren, bis an Eine, am Ende des Dorfes. Xander trat unter die Haustüre, und im Gespräche fragte die Wirtin, wo er her sei. »Von Mezzaselva im Prätigau,« erwiderte der Gefragte. Die Frau schaute ihn gross an, und sprach zu ihm: »Tut Euer Pferd in den Stall, und kommt dann hinauf, ins Haus.« Xander tat, wie die Wirtin ihn geheissen. Die Frau trug auf, was Küche und Keller zu geben vermochten, und nötigte ihn immer: »Tuet nur gerade wie wenn Ihr daheim wäret!« Das wird eine saubere Rechnung geben, an die ich meiner Lebtag denken werde, urteilte Xander.

Am Morgen wollte er fort. Die Wirtin aber liess ihn nicht weg, und lächelte nur; sie nötigte ihn immer noch zu bleiben, obgleich er seine Rechnung forderte, und wollte absolut weg, indem er seine Geschäfte in Ordnung hatte. - Aber immer wieder hielt die Wirtin ihn zurück. Dem Xander wurde es himmelerden-angst, und es wunderte ihn, was das noch geben solle. - So drei Tage nach einander. -

Am vierten Morgen sagte die Wirtin: »Nun sind drei Tage vorbei, jetzt darf ich's sagen; ich war nämlich derjenige Fuchs, den Ihr vor Jahren vom Baumstumpen in Pardenn befreit habet; der Teufel hat mich geprügelt und gebissen, weil ich einmal beim Tanze gefehlt habe. Ihr habet mich dadurch, dass Ihr zu mir sagtet: »So laufe in Gottes Narnen,« aus der bösen Gesell­schaft und vom Teufelsbanne erlöst. Aber Ihr musstet drei Tage und drei Nächte unter meinem Dache zubringen, bevor ich durfte Euch mich zu erkennen geben.« - Für die Zeche nahm die Frau nichts an. Noch mehr! Xander musste ihr versprechen, jedesmal bei ihr einzukehren, so oft er in der Gegend Geschäfte habe.

Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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