Vom starken Martin Schelbert

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Der war sonst ein Schwyzer, aber viele Sommer hielt er sich ennet der Märcht auf dem Urnerboden auf. Einst hatte er in Glarus eine Kuh gekauft und trieb sie von Linthal durch die schmalen Wiesenpfade hinauf, wo er natürlich mit der Kuh nicht hätte fahren dürfen. Endlich stellte sich ihm ein Bäuerlein entgegen und verbot ihm den Weg. Zuerst bat Schelbert mit guten Worten um die Erlaubnis, auf dem Wege weiter fahren zu dürfen; als aber der erboste Bauer nicht einlenken wollte, ergriff er ihn mit dem einen Arm und drückte ihn an seinen Leib, dass er fast erstickte, und sagte: »Und da üfä gah-n-ich jetz glych.« Dann liess er den Glarner los, nahm die Kuh auf den Rücken und marschierte dem Urnerboden zu.

Einst kam ein Berner in das Schächental, der hiess Ries und war auch in Wirklichkeit ein Riese an Grösse und Kraft, und er heischte die Urner zum Zweikampfe heraus. Zu Unterschächen hiess man ihn auf den Urnerboden gehen, dort sei Einer, der es mit ihm aufnehmen werde. Auf dem Urnerboden wies man ihn nach Linthal; dort fand er in einer kleinen Wirtschaft den Martin Schelbert und forderte ihn heraus und neckte und tratzte ihn. »Nun, wenn du schwingen willst, so sei's« sagte endlich Schelbert, »aber es gilt um Leben und Tod, und der Kampf muss ohne Zeugen ausgefochten werden.« Sie suchten eine Remise auf, und hinter verschlossenen Türen fingen sie an, midänand z'sterchärä. Da war ein furchtbares Gepolter, Geputsch und Gewimmer und Geschrei (»äs 'Polter und äs 'Puttsch und äs Pättsch und äs 'Pähtsch«) da drinnen, und die Leute draussen dachten schon, der Schelbert müsse es verspielen. Da nahm dieser einen frischen Anlauf, und es gelang ihm, den Berner zu verderben. Aber der Schelbert war nach diesem Kampfe so erbrochen, dass er keine Hosen mehr anlegen konnte und von dieser Stunde an einen Rock tragen musste.

Jos. M. Müller

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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